Börse | Geld | Vermögen – Mai 2023

Kaufen, halten, verkaufen? Intromantra: Wer weiß das schon (Warren Buffett)? Immer im Markt bleiben (Charlie Munger)! Niemand war je in der Lage, die Börse vorherzusagen. Es ist eine totale Zeitverschwendung. In der von Forbes veröffentlichten Hitparade der Reichen der Welt war noch nie ein Börsentiming-Experte vertreten (Peter Lynch)! In dieser Postille werden keine konkreten Aktien empfohlen oder sonstige Kaufempfehlungen gegeben. Wohl wissend, dass nach allgemeiner Kapitalmarkttheorie alle zugänglichen Informationen bereits in den Kursen oder Preisen enthalten sind. Keynes, der zunächst ein erfolgreicher Investor war und dann im Crash von 1929 fast sein ganzes Vermögen verlor, hatte schon erkannt, dass es auf das Wissen um die Märkte gar nicht ankommt, sondern entscheidend ist zu wissen, was die anderen Marktteilnehmer planen. Misstrauen Sie also allen noch so gutgemeinten Empfehlungen – oder anders gewendet, wenn jemand vermeintliches Wissen um Kursentwicklungen hat, wieso sollte er es weitergeben und nicht selber nutzen? Durch Front Running will er andere zum Kauf von Titeln animieren, die er vorher selbst gekauft hat und nun verkaufen will. Aber bewährte Investments werden hier aufgezeigt, andere besprochen! Setzen muss aber jeder selber auf eigenes Risiko, wie in Baden-Baden. Pardon für dieses Mantra, es ist wichtiger denn je, wo jeder noch so gut meinende Schreiberling meint, er sei im Besitz des Wissens um nachhaltige Kursentwicklungen; alles Stuss. Themen: Individuelle Kernkompetenzen, Sparverhalten, Bilanzmanipulation der EZB, Nachhaltigkeitsstuss, Portfoliohygiene wegen KI. Was muss ein Menschlein wissen, um einigermaßen glücklich und erfolgreich zu sein? An Kernkompetenzen braucht er neben denjenigen für seinen Job Kriterien zur Partnerwahl, Wissen um Gesundheit, insbesondere um seine eigne, und zum Vermögensaufbau, damit er nach Dienstende nicht wegen leeren Rentenkassen vor dem Nichts und in der Schlange vor der Tafel um Lebensmittelspenden steht. Man muss sich schon mehr als wundern, wo die Deutschen ihr sauer verdientes Geld anlegen (Mehrfachnennungen waren möglich): Girokonto 38 %, Sparbuch 33 %, Immobilien 25 %, Rentenversicherungen 24 %, Bausparvertrag 23 %, Investmentfonds 22 %, Tagesgeld 20 % und Aktien 20 %. Liebe Leser, wir haben gut 7 % Inflation, außer Investmentfonds und Aktien haben die anderen genannten Anlagen keine Chance, eine Realverzinsung zu erwirtschaften, das Geldvermögen dezimiert sich, bei 7 % Inflation ist nach wenigen Jahren von dem Ersparten nichts mehr übrig! Dem Bausparer laufen die Baukosten auf und davon, so schnell kann er nimmer sparen. Da die Kerninflation wegen Putin auf Sicht nicht sinken wird, werden die Zinsen weiter steigen bzw. nicht sinken, mit 2 weitreichenden Folgen: Die gewollten niedrigen Zinsen (für die Schwachländer) haben über viele Jahre hinweg dazu geführt, dass es zu einer massiven Geldschöpfung kam. Unternehmen, die sich riesige Summen geliehen haben, um ihre Aktien zurückzukaufen, werden feststellen, dass ihre Zinskosten explodieren. Das gleiche Problem haben die Regierungen in aller Welt, und die Zentralbanken können nichts dagegen tun. Die Finanzmärkte sind letztlich auf sich allein gestellt, denn sie sind so hoch verschuldet, dass sie nichts mehr ändern können. Entweder kommt es zu Massenkonkursen oder zur weltweiten Aufblähung der Währungen mit galoppierender Inflation. So wurden in der Niedrigzinsphase Immobilien mit 2 % bis 3 % Kapitalkosten hochgezogen. Die zunehmende Leerstandsrate bei Gewerbeimmobilien frisst die Renditen jedoch bereits auf. Hinzu kommt, dass bei immer mehr Objekten die Anschlussfinanzierung ins Haus steht, die nur noch zu Zinssätzen zwischen 5 und 7 Prozent zu bekommen ist. Damit wird das, was vor Jahren als lukratives Renditemodell aus dem Boden gestampft wurde, zu einer Geldvernichtungsmaschine. Wohnimmobilien in Deutschland werden kaum noch errichtet und eine kostendeckende Miete von 18 € bedürfen Stützungsmaßnahmen. Die Zentralbanken, die zur Erreichung niedriger Zinsen Unmengen an festverzinslichen Wertpapiere in ihre Bilanzen aufgenommen haben, sind die großen Verlierer der Zinspolitik, neben den Banken und Versicherern. Die Banken wurden gezwungen, längerfristige, hochwertige Anlagen zu vorübergehend niedrigeren Marktpreisen zu verkaufen, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu erfüllen, die zum Beispiel durch den Abzug von Sichteinlagen aufgrund höherer Zinsen entstehen. Würde die Bundesbank wie eine Bank bilanzieren, müsste die Bundesbank einen Verlust an „monetären Einkünften“ in Höhe von 2,2 Milliarden Euro verbuchen, der sich aus ihrer Beteiligung an den Anleihekaufprogrammen der EZB ergab. Dort sind die Zinseinnahmen inzwischen geringer als die Zinszahlungen auf mit den Programmen geschaffene Reserveguthaben der Banken. Folglich schloss die Bundesbank das Jahr 2022 nur mit einem Verlust von insgesamt 172 Millionen Euro ab. Nicht darin enthalten sind Buchverluste aus Abschreibungen auf Wertpapiere. Denn anders als die Sparkassen verbucht die Bundesbank (wie alle Zentralbanken des Eurosystems) ihre Anleihen zu Anschaffungskosten, auch wenn es nicht Absicht war, sie bis Endfälligkeit zu halten. Würde die Bundesbank wie die Sparkassen rechnen, hätte sie die gewaltige Summe von 138,7 Milliarden Euro abschreiben und einen Verlust von 138,9 Milliarden ausweisen müssen. Mit seinem Beschluss, im Rahmen der Anleihekaufprogramme erworbene Wertpapiere zu Anschaffungskosten zu buchen, hat der Rat der Europäischen Zentralbank spektakuläre Verlustmeldungen 3 vermieden. Dafür werden die Verluste nun über die Zeit verteilt. Noch mal zur hier bereits behandelten Nachhaltigkeit bei Finanzanlagen: Um nachhaltige Geldanlagen herrscht derzeit ein regelrechter Hype. Doch immer mehr Studien zeigen: Der Umwelt und dem Klima bringt das nichts. Stattdessen wären andere Wege nützlicher. In den USA ziehen sich bereits große Namen wieder von der ESG-Anlageform zurück. Sobald darauf etwas mit „Nachhaltigkeit“ steht, läuft es wie geschnitten Brot. Das jedenfalls zeigt eine aktuelle Analyse der Ratingagentur Morningstar. Sie hat 975 Investmentfonds untersucht, die in den vergangenen Jahren umgestellt wurden: Aus normalen Fonds wurden sogenannte ESG-Fonds – das Kürzel steht für Environment, Social, Governance, also Umwelt, Soziales, Unternehmensführung. Um das Etikett zu bekommen, müssen die Fonds jene Firmen ausschließen, die bei diesen Kriterien besonders schlecht abschneiden. Und das reicht: Laut Morningstar verzeichneten die untersuchten Fonds in den zwölf Monaten vor der Umbenennung im Schnitt Nettoabflüsse. In den neun Monaten danach Zuflüsse. Warum ESG-Fonds nicht halten, was sie versprechen, ist recht simpel. Investmentfonds, ETFs oder auch private Kleinanleger investieren in Unternehmen über die Börse. Damit ein Geschäft zustande kommt, braucht es einen Verkäufer, der eine Aktienposition verkauft, und einen Käufer, der diese zum gestellten Börsenkurs kaufen möchte. Auf das Unternehmen hat diese Transaktion keinerlei Auswirkungen, es bekommt davon meist sogar überhaupt nichts mit. Vor allem aber wird ihm weder Kapital zugeführt noch entzogen. Letztlich ist aber auch die Frage, ob es wirklich so wünschenswert ist, dass Investoren in dieser Weise Einfluss auf die Geschäftsentscheidungen der Unternehmen nehmen. Man stelle sich vor, diese hätten in den vergangenen Jahren wirklich entscheidende Veränderungen herbeigeführt – dann gäbe es heute in Europa und den USA wahrscheinlich keine Rüstungsfirmen mehr, da diese ebenfalls von den meisten nachhaltigen Anlagevehikeln ausgeschlossen werden. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine dürften jedoch die meisten froh sein, dass es diese Firmen noch gibt. Und auch die Kohlekraftwerke, die aktuell in Deutschland das fehlende Gas ersetzen, gäbe es dann nicht mehr. In den USA zog sich zuletzt mit Vanguard eine der weltweit größten Investmentgesellschaften aus der sogenannten Net Zero Asset Managers Initiative zurück, einem Bündnis der Finanzbranche mit dem Ziel zur Erreichung der Klimaziele beizutragen. Es sei nicht die Aufgabe von Vanguard den Unternehmen ihre Strategie zu diktieren, verteidigte Tim Buckley, der Chef des Investment-Giganten die Entscheidung. „Es wäre anmaßend anzunehmen, dass wir die richtige Strategie für die Tausenden von Unternehmen kennen, in die Vanguard investiert.“ 4 Vor allem aber sei es nicht die Aufgabe der Investoren, politische Ziele zu unterstützen oder zu befördern. „Politiker und Regulierungsbehörden spielen eine zentrale Rolle bei der Festlegung der Grundregeln für einen gerechten Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft“, sagte er. Zumal 2022 für all jene, die ESG links liegen ließen, einen klaren Vorteil brachte: Sie erzielten im Schnitt deutlich höhere Renditen. Das kommt nicht von ungefähr: Eine neue Studie zur Geldanlage zeigt: Nachhaltigkeit ist Anlegern wichtiger als Rendite. Inflation, Krieg, Klimakrise: Diese Themen machen Anlegerinnen und Anlegern große Sorgen. Dennoch bleibt Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt. Von den 1.000 Befragten gaben etwa 85 Prozent an, dass sie sich um die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels große Sorgen machen. 72 Prozent sorgen sich außerdem um die Folgen der geopolitischen Konflikte, die derzeit herrschen. 48 Prozent der Befragten gehen sogar so weit zu sagen, Nachhaltigkeit sei ihnen wichtiger als Rendite. Auch in diesem Punkt liegen die 18- bis 29jährigen wieder vorn – hier sind es 52 Prozent, die lieber nachhaltig als renditestark investieren. Wie läuft es weiter? Die Kerninflation ist hartnäckig, so dass mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist. Hier wird sich die EZB schwertun: Unterschiedliche Inflationsraten, unterschiedliche Staatsschuldenquoten, etc. und dann ein einziger Zinssatz, das kann kaum gutgehen; die USA haben es da leichter oder mit Greenspan bei der Einführung des Euro gewendet: Der Euro wird kommen, aber keinen Bestand haben; Lindner mit seiner Kritik an den neuen EU-Verschuldungsvorschlägen lässt grüßen. Wie an dieser Stelle schon mehrfach prophezeit, wird die KI die Produktivität heben in fast allen Bereichen heben. Schätzungen sprechen von 10 % und auch wesentlich mehr Stellenstreichungen, auch in akademischen vermeintlich kreativen Bereichen wie Rechtsberatung, Redaktionen, etc.. KI ist nicht ein Problem, sondern in vielen Gewerken die Lösung. Übrigens auch beim Zocken: Bei dem Experiment wurden über 50.000 Schlagzeilen eines Datenanbieters in ChatGPT 3.5 eingegeben, woraufhin das Modell feststellte, ob die Nachrichten für eine bestimmte Aktie gut, schlecht oder unsicher waren. Die Forscher untersuchten dann die Rendite der Aktien am folgenden Handelstag. Die Ergebnisse zeigten, dass die Fähigkeit von ChatGPT zur Vorhersage von Aktienkursen besser war als menschliche Stimmungseinschätzungen und bisherige Anwendungen. Goldman Sachs schätzt einem Bericht nach, dass etwa 35 Prozent der Arbeitsplätze im Finanzsektor von der Automatisierung durch KI bedroht sind. Was tun? Deutschland wird im ZEW-Länderindex weiter nach unten durchgereicht: Platz 1: USA, Platz 18: Deutschland, vor Ungarn und Spanien. Ursache: „Hohe Steuerlast ohne adäquate Gegenleistung, Infrastruktur, die nicht mehr mit den Spitzenstandorten mithalten kann“. 5 Habecks Personalpolitik lässt grüßen, oder die Bemühungen, KI einzugrenzen, obwohl wir hier kaum eine Chance haben; die Player sitzen in den USA und China, der Zug ist längst abgefahren. Als Investitionsland bleiben die USA trotz Anfang Juni drohender Zahlungsunfähigkeit im Schuldenstreit. Die KI wird von den hier präferierten ETFs auf den Nasdaq 100 und den S&P 500 Infotech abgedeckt, denn mit einem Programm ist es nicht getan. Es braucht Geld, Rechner, kluge Köpfe und ein innovationsfreundliches Umfeld. Da uns die innovativen Firmen zunehmend abhandenkommen, sollten Sie Ihr Geld woanders setzen.

Wie immer an dieser Stelle am Schluss ein paar situativ passende Börsen- und Lebensweisheiten, diesmal von John Maynard Keynes, ein begnadeter Zocker:

Es gibt nichts, was so verheerend ist, wie ein rationales Anlageverhalten in einer irrationalen Welt.

Drei Dinge treiben den Menschen zum Wahnsinn. Die Liebe, die Eifersucht und das Studium der Börsenkurse.