Börsentipps April 2012

Wirtschaft/Börse: Summa Summarum

Weber, Stark und Weidmann weisen mit Recht darauf hin, dass das ungezügelte Geldmengenwachstum irgendwann zu einer nicht mehr tragfähigen Inflationsrate führt. Trichet geht noch einen Schritt weiter und stellt fest, dass es künftig ohne niedrige Zinsen, die mit einer hohen Geldmenge korrelieren, gar nicht mehr gehen könnte: Die Banken können sich so über hohe Gewinne rekapitalisieren und die Staatshaushalte sind ausgeglichen. Ohne die notwendigen niedrigen Zinsen werden die Banken Staatspapiere nicht in ihren Depots halten. Einfach formuliert: Das System, dass Banken die Staaten retten und anschließend die Staaten die Banken, dürfte weitergehen mit Hilfe der EZB, die die Zinsen hierfür niedrig hält. Wenn Schäuble nunmehr davon spricht, dass die „Brandmauer“ erhöht werden müsse, also der Krisenfonds ESM nochmals erhöht werden müsse, ist die Zwangsläufigkeit des Systems klar: Nach Griechenland stehen nun Portugal und Spanien vor ESM-Stützungen. Für den Anleger bedeutet dieses nichts Gutes. Niedrige Zinsen und hohe Inflation machen ihn notwendigerweise leichtsinnig: Um die Inflation deckenden Renditen zu erreichen, geht er höhere Risiken ein. Mit Unternehmensanleihen von bonitätsstarken Firmen ist eine Drei vor dem Komma nicht mehr zu erreichen. Goldmann Sachs rät daher zu Anleihen von Finanzinstituten, hier erreicht man die Drei vor dem Komma locker und nach oben Gesagtem dürfte das Risiko gering sein. Goldmann Sachs geht im Übrigen davon aus, dass die Inflation noch rd. 4 Jahre erträglich sein dürfte, also unter 4 %. Die Geldvermögensbesitzer haben es also schwer. Für Immobilien dürfte es schon spät oder schon zu spät sein. Auch alles eine Frage des Zinses wie in den USA, wenngleich hier bei uns noch keine nachhaltigen Übertreibungen auszumachen sind. Gleichwohl drohen auch hier Gefahren. Grenzhaushalte, die mit niedrigem Einkommen dank niedriger Zinsen eine Immobilie finanzieren, können schnell unter die Räder kommen, wenn nach Auslauf der Zinsbindungsfrist das Zinsniveau hoch ist oder Einkommensbestandteile wegbrechen. Dass Immobilien ein Inflationsschutz sind stimmt generell, aber es kommt immer auf den Einzelfall an. Stimmen Lage und Mieter nicht, dürften die Kreditzinsen über den Preissteigerungen der Immobilien liegen. Indirekte Tilgungsmodelle mit Lebensversicherungen dürften erfahrungsgemäß daneben gehen: Die Einzahlungsrenditen der Lebensversicherungen liegen weit unter den Kreditzinsen und wer garantiert, dass bei fondsgedeckten, also hoch provisionsträchtigen Policen die Kurse zum Rückzahlungszeitpunkt hoch sind? Richtige Strategie ist also laufende Tilgung der Immobilienkredite, hoher Eigenkapitalanteil und sicheres Einkommen im Verhältnis zur Tilgung oder zur Miete wohnen. Was machen die Aktien? Die lockere Geldpolitik ist ein weltumspannendes Phänomen: Die Goldmänner gehen davon aus, dass die Aktienkurse in den nächsten Jahren steigen werden. Nach den Vorbemerkungen ist diese Annahme wohl nachvollziehbar. Aktien sind ja bekanntlich krisenanfällig aber inflationsgeschützt. Gerade deutsche und auch noch französische Aktien haben eine gesunde Basis. Der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex weist Deutschland beste Werte zu. Die Indexschwergewichte haben die nicht gelöste Finanzkrise bisher ignoriert. Drückend ist etwas die Entwicklung in China. Dass China weltwirtschaftlich bisher als Stabilisator gewirkt hat ist zutreffend. Aber der Preis ist hoch: Hohe Inflation, Immobilienpreisblase, extremes Einkommens- und Vermögensgefälle, Bankenkrise und marode Staatsfinanzen in den Kantonen und Gemeinden. Wie wackelig der Familienkonzern China ist, zeigt die Neuordnung der Führung auf dem letzten Volkskongress: Nochmals einen Volkaufstand niederzuknüppeln dürfte bei der Facebookgeneration nicht mehr gelingen. Wackelt China, wackeln die ganzen Emerging Markets. Welche europäischen Aktien kommen in Frage bei einem KGV von unter 10, einer Dividendenrendite über 5 und charttechnisch etwas Luft nach oben: Allianz, Repsol, Vivendi, Axa, Total, Sanofi. Also für den Anleger, der sein Vermögen schlicht erhalten will, gilt: Das Geld, das man zeitnah braucht ins Festgeld, mittelfristiges Geld in Anleihen und für den langfristigen Rest Aktien, also Produktivvermögen. Je nach Alter, Risikofreude, Familiensituation, Einkommen und Vermögen sind andere Strategien möglich.

Sind Sie unsicher hinsichtlich Ihres aktuellen oder künftigen Vermögensaufbaus, dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf.

Wie immer am Schluss ein paar kritische Börsenweisheiten:

Ein Börsianer kann so ziemlich alles verlieren, seine Erfahrung jedoch nicht.

An der Börse bemerkt man erst nach einer langer Zeit, ob man etwas gelernt hat.

Die Börse wurde geschaffen, um Menschen dafür zu bestrafen, dass sie glauben aus dem Nichts etwas schöpfen zu können.