Kaufen, halten, verkaufen? TINA! – kurz für „There Is No Alternative“. Keine Alternative zu amerikanischen Aktien gibt es aus Sicht der Anleger, weil sie fest damit rechnen, dass die Notenbank Fed im Fall einer schwächelnden Konjunktur mit Leitzinssenkungen gegensteuern wird. Sehen wir hier das Anlagespektrum etwas weiter: Ob wir wollen oder nicht, wir müssen in Sachwerte fliehen. Eine Inflation ist weltweit gewollt und in Europa ist das erklärte EZB-Ziel 2 %. Sachwerte gibt es viele. Unter Sachwert versteht man den Wert von beweglichen Sachen und Grundstücken einschließlich der Beteiligung an Unternehmen. Alle Sachwerte sind in letzten Jahren im Preis erheblich gestiegen. Geldvermögen sinkt wegen der Inflation im Wert. Grundsätzlich, aber es gibt absurde Folgen des Zins-Chaos: Wir leben in einer verkehrten Welt, in der sich Verschuldung lohnt, aber kein vernünftiger Mensch dem Schuldner Geld leihen würde (Check 24, Zins minus 0,4 %). Diese Welt kann es nur geben, weil die Zentralbanken die Rolle der Geldverleiher übernommen haben. Sie können es sich leisten, als Gläubiger Geld zu verlieren, denn sie können das verliehene Geld aus dem Nichts erneut erzeugen. Wie die verkehrte Welt der Negativzinsen das Verhalten der Anleger ändert erfährt man, wenn man sich die die Anleiheportfolios zur Gemüte führt: Bei Negativzinsen ist eine Anleihe als langfristige Anlage wertlos, denn die klassische Strategie des Kaufens und Haltens bis zur Endfälligkeit bringt nur Verluste ein. Anleihen werden zu Spekulationsobjekten. Wer mit Anleihen im Umfeld negativer Zinsen Rendite erwirtschaften will, muss mit ihnen handeln, spekulieren. Gelang es einem Händler zum Beispiel, eine Bundesanleihe mit zehnjähriger Restlaufzeit bei einer Rendite von minus 0,2 Prozent Ende Mai zu kaufen und die Anleihe Anfang Juli wieder zu verkaufen, nachdem die Rendite auf minus 0,4 Prozent gefallen war, dann konnte er einen Gewinn in Höhe von rund 2 Prozent seines Einsatzes einstreichen. Der Grund dafür ist, dass der Preis der Anleihe steigt, wenn die Rendite fällt. Wie gesagt, verkehrte Welt, Verschuldung lohnt, der Sparer wird bestraft: Steigt der Wert der Immobilie jährlich um 10 %, was ja in guten Lagen vorkommt, ist sparen Stuss: Wer die 20 % Eigenkapital ansparen will, dem laufen die Preise davon, er kann nicht so schnell sparen, wie die Preise steigen. Wir sind zwar von einer galoppierenden Inflation, von der man ab 30 % spricht, noch weit entfernt, aber das Investorenverhalten muss jetzt jeder überdenken: Richtig zur Zeit und für die nahe und ferne Zukunft ist eine Flucht in die Sachwerte: Eine Bezeichnung für die Reaktion von Sparern, die bei anhaltenden Preissteigerungen (Inflation) ihre Ersparnisse auflösen und das Geld in Sachwerten anlegen, um einer Entwertung ihrer gesparten Gelder zuvorzukommen: Die EZB hat eine erneute Lockerung ihres geldpolitischen Kurses – bestehend aus Zinssenkungen und Wertpapierankäufen – angekündigt. In der Begründung der Neuausrichtung ihrer Geldpolitik weist die Zentralbank auf die anhaltend niedrigen Inflationsraten im Euroraum hin. Die Inflation liegt nach wie vor – auch in den Projektionen der EZB für die nächsten Jahre – deutlich unter der angestrebten Zielmarke. Inflationsmesser der EZB ist nicht die Preissteigerung von Anlagegütern sondern der Lebenshaltungskostenindex, gemessen an einem Warenkorb. Die EZB sorgt dafür, dass die Inflation im mittelfristigen Durchschnitt bei einer Rate von etwas unter 2 Prozent liegt. Im Gegensatz zur EZB, die nach wie vor versucht, die Niedriginflation abzuschütteln, ist die Federal Reserve in der glücklicheren Lage, ihren geldpolitischen Kurs als reine Vorsichtsmaßnahme zu lockern. Der Offenmarktausschuss wird dabei vor allem über die Höhe der ersten Zinssenkung seit mehr als zehn Jahren diskutieren. Mit einer Zinssenkung von mindestens 25 Basispunkten will die Fed Konjunkturrisiken entgegentreten, die aus einer deutlichen Abschwächung des Welthandels – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Handelskonflikts zwischen den Vereinigten Staaten und China – resultieren. Weitere Senkungen könnten im Herbst folgen. Trump macht ordentlich Druck. Die nur leicht unter der Zielmarke liegende Inflationsrate in den Vereinigten Staaten ist in der Diskussion zweitrangig. Dass die Inflation eine untergeordnete Rolle spielt, könnte daran liegen, dass sich protektionistische Maßnahmen, wie Einfuhrzölle, inflationär auswirken. Für diese inflationäre Wirkung gibt es bereits erste Anzeichen. Diese machen deutlich, dass der Fed im Fall eines eskalierenden Handelskonflikts die Hände gebunden sind. Die inflationsreduzierende Wirkung der Globalisierung hat den Notenbanken in den vergangenen Jahrzehnten geholfen, ihre Inflationsziele zu erreichen. Im Zeitalter zunehmenden Protektionismus wäre dies nicht mehr der Fall. Deglobalisierung wird das Leben, auch für Zentralbanken, deutlich komplizierter machen. Über die Importpreise einschließlich Zöllen kommen die Preissteigerungen. Sollten die Zinsen jemals wieder steigen, droht ein Blutbad. Private und insbesondere öffentliche Schuldner, die sich an das süße Leben ohne Zins gewöhnt haben, fallen dann auch den Bauch. Doch so weit wird es im Rahmen der Zukunftsvorsorge der Zentralbanken nicht kommen. Wie es gegen die Zentralbanken zu einem Zinsanstieg kommen kann wird so gut wie nicht diskutiert. Allgemein müsste die Kreditnachfrage steigen und das Sparen sinken. Da der technische Fortschritt kaum noch kapitalintensiv ist und die Sparquote z. B. in Deutschland bei rd. 10 % verharrt bzw. im Steigen begriffen ist, ist eine Zinssteigerung auch marktseitig nicht in Sicht. Die verkehrte Welt der Negativzinsen ist zu den Anlegern an den Aktienmärkten noch nicht ganz vorgedrungen. Gegenwärtig liegt das Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV) auf den Aktienmärken der USA, Chinas, der Eurozone, Japans und Großbritanniens im Durchschnitt bei 18. Die Gewinnrendite (der Kehrwert des KGV) liegt folglich bei 5,6 Prozent. Angesichts des Umstands, dass heute Anleihen im Volumen von 13 Billionen Euro weltweit zu negativen Zinsen gehandelt werden, ist dies eine sehr hohe Rendite. Erfasst die Welt der Negativzinsen schließlich auch die Aktienmärkte, steigen die Preise in den Anlagehimmel. Wie Anleihen besitzen dann auch die Aktien keinen Anlagewert mehr aus der Dividendenrendite und Rendite ließe sich ebenfalls nur noch durch Spekulationsgeschäfte erzielen. Hiervon sind wir noch weit entfernt: Die Kurse werden bestimmt durch die Unternehmensgewinne und die Zinsen zzgl. eines Risikoaufschlages für die angeblich höhere Unsicherheit von Aktien. Nach den gemachten Ausführungen sind aber die Aktien eben nicht mehr unsicherer als Anleihen, bei denen am Ende bei Langläufern nichts mehr herauskommt. Wie der regelmäßige Leser dieser Kolumne weiß, wird hier für den normalen Normalanleger ohne Berücksichtigung seiner besonderen Umstände der ETF auf MSCI World empfohlen, der pflegeleicht und insb. kostengünstig ist und in der Vergangenheit im Durchschnitt rd. 9 % abgeworfen hat ohne Verkäufe bei den zyklischen Schwankungen. Das Konzept des MSCI World ist im Netz nachzulesen. Schwerpunkt der Länder sind die USA mit einem Indexgewicht von rd. 63 %, Deutschland ist mit rd. 3 % im Index. Zu Recht: Dort geht die Post ab, hier sitzen bei Staat und Unternehmen Bedenkenträger und Gutmenschen, die vor Angst nicht mehr in Schwimmbäder gehen und Bahnsteige meiden. Alle neuen Industrien sind schwerpunktmäßig in den USA bei uns sind die alten Industrien stark vertreten. Die USA sind in der Datenverarbeitung führend, wir im Datenschutz. Wer den US Dow Jones mit dem DAX vergleicht, kommt zum Ergebnis, dass die Amerikaner hier ausnahmsweise mal tief stapeln. Der Dow ist ein ungewichteter Kursindex und der DAX ein Performance-Index, der auch die Gewinne der Unternehmen mit in die Kursentwicklung einbezieht. Auch andere Besonderheiten machen den Dow sympathisch: Keine Gewichtung, alles ganz einfach, ganz einfach nachvollziehbar, alles tiefgestapelt. Wer den Dow wie die DAX berechnet kommt zu folgendem Ergebnis: So hat sich der Kurs des Dow Jones seit dem Tiefpunkt der Finanzkrise und dem Beginn der aktuellen Hausse im März 2009 mehr als vervierfacht. Inklusive wiederangelegter Dividenden haben Anleger ihr Geld mit dem Dow sogar mehr als verfünffacht. Zum Vergleich: Der Wert des Performance-Dax hat sich im gleichen Zeitraum immerhin mehr als verdreifacht. Dem Performance-Dow hängt er allerdings deutlich hinterher. Per Saldo ist kein Weg aus die Niedrigzinsphase erkennbar, der allseits erwartete große Knall kommt nicht, kleine Knällchen, also Rücksetzer werde jedoch so sicher kommen wie das Amen in der Kirche. Entweder geht der Bürger ins Risiko oder kompensiert seine Risikoaversion durch Arbeitsleid über längere Lebensarbeitszeit als Folge niedrigerer Renditen in der gesetzlichen Altersvorsorge. So wundert es nicht, dass institutionelle Anleger im Juli wieder etwas zuversichtlicher geworden sind. Dies ergibt eine Umfrage von Bank of America Merrill Lynch unter 207 Fondsmanagern, die auf der Welt zusammen 598 Milliarden Dollar verwalten. In ihren Portfolios sind sie wieder höhere Risiken eingegangen, wobei die Tendenz weg von defensiven Anlagen hin zu zyklischen Investments ging – also weg von Anleihen, Immobilienfonds und Versorgern hin zu europäischen Aktien und den Bereichen Industrie sowie Banken. Ihre durchschnittlichen Barmittelbestände sind demnach von 5,6 (im Juni) auf 5,2 Prozent gefallen, blieben aber oberhalb des Zehn-Jahres-Durchschnitts von 4,6 Prozent. Die Zurückhaltung der amerikanischen Notenbank Fed und die relative Ruhe im Handelsstreit mit Amerika hatten die Investoren veranlasst, ihre Barmittel zu reduzieren und mehr Risiken einzugehen. Was tun? Go bullish, go long: TINA!
Wie immer an dieser Stelle ein paar Bonmots zum Aktienmarkt, diesmal wieder alle vom ergebnisbesten Spekulanten unter uns: Warren Buffet:
- „Regel eins lautet: Nie Geld verlieren. Regel zwei lautet: Vergesse nie die Regel Nummer eins.“
- „Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst.“
- „Risiko entsteht dann, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun.“
Haben Sie Rentabilitätsprobleme, sei es mit dem Hintergrund Schweiz oder der geringen Höhe aufgrund der Bankenhonorare oder sind Sie hinsichtlich Ihrer Vermögensdispositionen und Altersvorsorge unsicher, lassen Sie sich von uns beraten. Für ein unverbindliches erstes Beratungsgespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Wir beraten gegen Honorar und ohne Fixkosten, insbesondere behalten Sie hierbei die Verfügungsmacht und ihr Vermögen in der Hand und wir werden nicht von dem Produkteanbieter bezahlt.
Wollen Sie Ihr Unternehmen gegen die weiterhin instabile Konjunktur und die anhaltende Systemkrise sturmfest machen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Wir checken Ihr Geschäftsmodell und unterstützen Sie bei der strategischen Adjustierung.
Wir organisieren für Sie die Unternehmensnachfolge und nehmen im Vorfeld gerne eine indikative Unternehmensbewertung vor, damit Sie überschlägig eine Markteinschätzung ihres Unternehmens gewinnen.
Wir weisen auf unser aktuelles Sonderrundschreiben „Gestaltungsmöglichkeiten zur Erbschaftsteuervermeidung“ hin. So stellte doch Benjamin Franklin fest: „Nichts in dieser Welt ist sicher, außer dem Tod und den Steuern.“ Nutzen Sie die (legalen) Möglichkeiten der Steuerverkürzung für Ihre Nachkommen zu Lasten des Gemeinwesens falls Ihnen das Hemd näher als der Rock ist.