Wo geht die Reise vom DAX hin? 10.000 ist so gut wie wieder geknackt und Auguren rufen für 2015 schon 10.500 bis 11.500 aus. Gresham hat im 16. Jahrhundert schon erkannt, dass gutes Geld schlechtes verdrängt. Wer die Zukunft des Euro auslotet, kann nicht übersehen, dass die EZB mit ihrer bereits vollzogenen und für die Zukunft angekündigten Geldmengenausweitung den Preis des Euro in den Keller treibt: Die EZB will ihr eigenes Geld nicht mehr bzw. positiv verzinsen und ihr folgen die Banken zunächst gegenüber Firmen und künftig wohl auch gegenüber Privaten. Schnell weg mit dem schlechten Geld in alternative Anlagen und in andere Währungen. Bekannt ist, dass der DAX mit der Geldmengenausweitung der EZB korreliert, insoweit ist die aktuelle Jahresendrallye weniger der wirtschaftlichen Entwicklung, als vielmehr bekannten Zusammenhängen geschuldet. Von der Entwicklung sind alle betroffen, auch die Lebensversicherungen, deren Anlagen aus der Zeit der Hochzinsphase noch im Schnitt 3,1 % abwerfen, wogegen die Neuanlagen zumindest in sicheren Bundesanleihen noch nicht mal die Verwaltungskosten einfahren. Gleichwohl soll in der Stunde der Ertragsnot die Aktienquote hochgefahren werden, die bei rd. 3 % liegt, und das in einer Zeit, wo die Höchststände der Indices eine Gefahr vor Kursverlusten signalisieren. Die EZB muss sich mit Weidmann von der Bundesbank und Fahrenschon vom Sparkassen- und Giroverband schon fragen, was der Quatsch soll; Draghi wird als Fehlbesetzung bezeichnet, was mit Blick auf die Entwicklung in Japan verständlich wird. Wer jetzt auf einem Haufen Geld sitzt, hat einen Anlagenotstand: Der sichere Zins liegt bei null und die Anlageberater der Banken versprechen trotzdem Traumrenditen. Deren Renditen sind die Provisionen ohne eigenes Risiko, wogegen der Anleger mit den eingekauften hohen Vermögenspreisen schnell im Regen steht. Was mit diesem Hintergrund in Frage kommt, ist ein Wechsel der Währung ohne Anlage in Realgüter. Die Parität zum Dollar wird gesehen mit dem Hintergrund der dort anziehenden Zinsen, verhaltener Inflation und guten Arbeitsmarktdaten. Die dort für Anfang 2015 erwarteten Zinsanhebungen der Fed dürften die Indices nach dem jahrelangen guten Lauf zurücknehmen und hierbei auch den DAX unter die Räder kommen lassen. Dass sich der DAX vom Dow abkoppelt wäre untypisch, gleichwohl nehmen die Aktienkäufe der Amerikaner in Europa zu, sind hier die Kurse noch angemessen und der harte Dollar mindert die Einkaufspreise. Dafür, dass der DAX noch weiterläuft spricht die besagte Geldmengenausweitung und die sich verbessernden Geschäftszahlen, wie der Ifo-Index auswirft; der Rest von Europa, insbesondere die Südländer haben Probleme, da sie ihre Reformen nicht durchziehen und sich mit dem niedrigen Zins haushaltsmäßig über Wasser halten können. Was tun? Der DAX läuft seit 2009 bis heute mit mehr oder minder großer Volatilität nach oben von 3.700 bis 10.000 und das, ohne dass die Folgen der schon vergessenen Lehman-Krise behoben sind. Auch China gefällt nicht mehr: Die Banken sitzen nach wie vor auf einem größer werdenden Haufen fauler Kredite, zum einen aus der Vorzeit an staatlich gelenkte Unternehmen und zum anderen aktuell aus faulen Immobilienkrediten bei rückläufigen Immobilienpreisen und leeren Geisterstädten, in denen niemand wohnen will, so dass die Nationalbank flugs den Zins senkte, um den Kreditnehmern die Verschuldung zu erleichtern. Per Saldo bleiben wir bei unserer Normstrategie der letzten Monate: Aktienquote nicht erhöhen, ggf. Altgewinne realisieren und wie Buffet mit hoher Kassenquote auf den eigenen „big pitch“ vorbereitet sein. Der DAX dürfte in Bälde bis auf 7.000 oder noch tiefer runter laufen, die für Weihnachten avisierten 10.000 sind schon aufgelaufen. Und: Gewinne mitnehmen, hat noch nie geschadet. Den reinen Währungsswitch in Dollar sollte man sich spätestens unter dem Weihnachtsbaum mal durch den dann ausgeruhten Kopf gehen lassen, eine schöne Parkmöglichkeit bis zu akzeptablen Wiedereinstiegskursen.
Wie stets an dieser Stelle diesmal einige kritische aber auch humoristische Lebens- und Börsenweisheiten:
- „Risiko entsteht dann, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun“; Warren Buffett, Investmentlegende.
- „Es ist nicht möglich, ein überragendes Anlageergebnis zu erzielen, es sei denn, man macht etwas anderes als die Mehrheit“; John M. Templeton, Gründer des Templeton Growth Fund, dem weltweit größten Investmentfonds.
- „Für den Erfolg an der Börse braucht es die vier G: Geld, Gedanken, Geduld und Glück. Wer langfristig immer die ersten drei G befolgt, der hat früher oder später auch das notwendige Glück. Dem ‚Zittrigen‘ fehlt eines der ersten drei G“; André Kostolany, Börsenaltmeister.