Kaufen, halten, verkaufen? Wer weiß das schon (Warren Buffett)? Was wir wissen ist, dass die Zinsen und die Inflation steigen und es für den Geldsackbesitzer enger wird. Minuszinsen und Inflation werden sich auf gut 3 % oder auch noch mehr addieren, so dass sich über die kommenden Jahre ein beachtliches Minus ergibt. Insbsondere für die risikoaversen älteren Zeitgenossen, die mental noch dem Sparbuch und der Lebensversicherung verhaftet sind. Der Kauf von Festverzinslichen wäre der größte zu machende Fehler, denn hier stehen riesige Kursverluste an. Die Zwickmühle wird noch enger, wenn man die Preise für Aktien und Immobilien betrachtet. Sollte man die das Zinstief aussitzen und mit dem Kauf von Gütern warten, bis sich die Preise wieder normalisiert haben? Die Preise haben ja was mit der Geldpolitik zu tun. Dass die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks in den nächsten 4 Jahren ihre Geldpolitik ändern, ist im Hinblick auf die Pandemiefolgen und die hohen Staatsschulden nicht drin. Auch haben sich die Notenbanken ja 2 % Inflation verordnet, um die Bürger in Kauflaune zu halten. Dass die Rücksetzer an den Börsen in den letzten Tagen einen Crash einläuten, ist unwahrscheinlich, das zeigen die Kurse heute am Montag. Balsam für die Nerven. Gleichwohl, die Börse ist bekanntlich keine Einbahnstraße; auf dem Markt sind zu viele und unterschiedliche Akteure. Es können daher nur Langfristbetrachtungen angestellt mit den tragenden Einflussgrößen wie hier im Sinne Poppers pattern predictions, also Vorhersagemuster, mit Bedingungen. Buffet ist nicht nur erfolgreich und bestimmt kein Dummkopt, sonst hätten seine Valueinvestments nicht über die vielen Jahre hinweg großen Erfolg gehabt. Wenn er seine Stimme erhebt, sollte man zuhören. Laut einer Faustformel des Starinvestors sind Aktien so teuer wie noch nie. Wurden solche Höchststände in der Vergangenheit erreicht, brachen die Kurse regelmäßig ein. Die Börsenkurse haben sich völlig von der Wirtschaft entkoppelt. Das signalisiert zumindest der Buffett-Indikator, eine Faustformel des milliardenschweren US-Börsengurus Warren Buffett. Diese setzt die amerikanische Wirtschaftsleistung ins Verhältnis zum Wert aller an der US-Börse notierten Unternehmen. Demnach liegt der Börsenwert aller US-Aktien derzeit bei 228 Prozent der Wirtschaftsleistung und damit fast doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnitt von 120 Prozent, den Experten auch als fairen Preis für Aktien ansehen. Nicht einmal vor dem Platzen der Internetblase waren die Aktienpreise so stark von der wirtschaftlichen Realität entkoppelt. Nachdem der US-Börsenblog “Current Market Valuation” die Kennzahl vor wenigen Tagen veröffentlicht hatte, zeigten sich diverse US-Börsenexperten schockiert. “Das unterstreicht die bemerkenswerte Manie am US-Aktienmarkt, deren Zeuge wir gerade werden”, wurde kolportiert. Selbst wenn man davon ausgehe, dass die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank zum Dauerzustand werde, “rechtfertigt das nicht, dass man das doppelte des 25-jährigen Durchschnitts für Aktien zahlt.” In der Vergangenheit stürzten die Kurse nach solchen Höchstbewertungen regelmäßig ab. Der heutige Rekord von 228 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht laut Börsenblog “Current Market Valuation” einer Überbewertung von 88 Prozent. In der Internetblase um die Jahrtausendwende hatte die Überbewertung ihren letzten Höchststand von 71 Prozent erreicht. Damals stürzten US-Aktien im Jahr 2000 um ein Drittel und im Jahr 2002 um ein weiteres Drittel ab. Auch vor der Finanzkrise im Jahr 2008 waren Aktien deutlich teurer als der langjährige Durchschnitt. Damals kollabierten die Kurse sogar um rund 60 Prozent. Gleichwohl ist die Faustformel von Starinvestor Buffett nicht unumstritten. Zu ihren Kritikern gehört zum Beispiel John Greenwood, Chefökonom der US-Fondsgesellschaft Invesco, die rund 1,2 Billionen US-Dollar an Kundengeldern verwaltet. Er weist zum einen darauf hin, dass der Indikator die Rolle der Notenbanken und der Geldpolitik unterschätzt. So würden die Bewertung von Aktien schon seit langer Zeit eher im Gleichklang mit der in Umlauf befindlichen Geldmenge steigen. Die wachse schon seit den 50er Jahren mit 7,2 Prozent pro Jahr und damit schneller als die Wirtschaftsleistung, die seither nur um 6,3 Prozent gestiegen sei. Zum zweiten seien die US-Aktienkonzerne längst keine rein amerikanischen Konzerne mehr, da sie – siehe Apple, Microsoft, Tesla oder Amazon – ihre Geschäfte weltweit machen. Die US-Wirtschaftsleistung greife als Vergleichsmaßstab für die Bewertung von in den USA notierten Aktien viel zu kurz. “Wer die Marktkapitalisierung von US-Aktien dem nominalen BIP der USA gegenüberstellt, vergleicht also Äpfel mit Birnen”, so Greenwood. Der hatte wohl die Fisherische Verkehrsgleichung nicht vergessen, nach der das Preisniveau im wesentlichen von der Geldmenge bestimmt wird. Auch sollte man das oben erwähnte Inflationsziel im Auge behalten. Es wird alles teurer. Auch deshalb weil China nicht länger die billige Werkbank der Welt spielen will. China will und wird sich zur High-Tech-Nation entwickeln und auch müssen, da es die Überalterung der Gesellschaft nicht in den Griff bekommt; die ein-Kind-Politik war ein eklatanter Fehler, andere folgten und folgen. So führt der Überwachungsstaat nicht nur zu Unmut sondern impliziert auch immense Kosten. Viele Anleger fliehen in den Bitcoin und andere Digitalwährungen, auch der Technikpionier Must, der sich wohl eine blutige Nase holte. Lagarde warnt vor einem Totalverlust und betont die Eignung des Bitcoin für Kriminelle, die offensichtlich eine Weg zur Umgehung der Geldwäsche gefunden haben. Für uns Normalos scheidet der Bitcoin als Investitionsobjekt allein schon deshalb aus, weil seine Wertschwankungen eine Wertaufbewahrungsfuktion nicht abbilden. Volkswirtschaftlich sind die Transaktionskosten und –zeiten zu hoch bzw. zu lang. Es ist eine Anlageinstrument für Zocker. Ältere unter uns erinnern sich an die Tulpenmanie.
Auf dem Höhepunkt des Tulpenwahns im Februar 1637 verkauften sich einige einzelne Tulpenzwiebeln für mehr als das Zehnfache des Jahreseinkommens eines erfahrenen Handwerkers. Das ging bekanntlich nicht lange gut. Die Tulpenmanie erreichte ihren Höhepunkt im Winter 1636/37, als Berichten zufolge einige Zwiebelverträge zehnmal am Tag den Besitzer wechselten. Es wurden nie Lieferungen getätigt, um einen dieser Verträge zu erfüllen, da im Februar 1637 die Vertragspreise für Tulpenzwiebeln abrupt zusammenbrachen und der Handel mit Tulpen zum Erliegen kam. Das dürfte den Kryptowährungen auch widerfahren, gleichwohl ist ihre Eignung für Kriminelle unbestritten und davon gibt es genug und die Zocker hängen sich dran. Frage an uns Normalos: MSCI-World oder Nasdaq? Es kommt wie immer im Leben darauf an: Geld, etwas Geld, viel Geld, Alter, Risikoneigung, andere Vermögenswerte, etc.. Alleine seit Anfang des Jahres hat der Index Nasdaq100 um etwas mehr als 12% zugelegt. Seit 2015 um ganze 123%, während der MSCI World “nur” um 39% gestiegen ist. Um diesen Höhenflug zu verstehen, muss man sich den Nasdaq100 einmal aus nächster Nähe ansehen – und seine Zusammensetzung. Nicht gelistet im Nasdaq100 sind Finanzunternehmen, also zum Beispiel Kreditinstitute, Leasinggesellschaften oder Inkassounternehmen. Während der Weltfinanzkrise 2008 bewahrte das den Tech-Index vor dem Totalabsturz: Die Kurse fielen vergleichsweise wenig und konnten sich kurze Zeit später wieder berappeln. Ab wann ist ein Unternehmen ein Tech-Unternehmen? Dass der Nasdaq100 gemeinhin als Tech-Index bezeichnet wird, ist genau genommen ein Trugschluss. Zwar bildet der Index zu etwa 60% tatsächlich Firmen aus dem Digital-Sektor ab – aber eben nicht ausschließlich. Enthalten sind auch solche Unternehmen, die nur im entferntesten Sinne etwas mit Digitalisierung zu tun haben. Ein US-amerikanischen Textilunternehmen, das Berufskleidung herstellt, zum Beispiel. Oder Dollar Tree: Ein Betreiber von Billig-Gemischtwarenläden aus Virginia. Auch Hotelketten und Airlines sind in dem Nasdaq100 gelistet, außerdem die Getränkemarke Pepsi und das Unternehmen Starbucks. Auch in einer anderen Sache unterscheidet sich der “Tech-Index” Nasdaq100 von anderen Indizes: Die Verteilung. Alleine 33% des Gesamtanteils stellen die drei Schwergewichte Apple, Amazon und Microsoft. Zum Vergleich: Im MSCI World bilden die drei Tech-Giganten ebenfalls die größten Posten, nehmen dabei aber zusammen nur 10,5% vom Gesamtanteil ein. Der Nasdaq100 eignet sich nicht, so einige Auguren, für die langfristige Anlage. Ein Investment in einen Fonds auf den Nasdaq100 sei doch eher für risikofreudige Anleger. Was die Rendite betrifft, konnten die großen Tech-Giganten in den vergangenen 5-10 Jahren mächtig zulegen. Doch eine Versicherung, dass es so auch in Zukunft weitergeht, gibt es bekanntermaßen nicht. Machen Sie doch die Entscheidung zwischen beiden Indizes doch einfach abhängig von ihrem Auto: Fahren Sie Golfklasse liegen Sie mit dem MSCI wohl richtig, fahren Sie Porsche, dürfte der Nasdaq der richtigere Index ihrer Wahl sein. Was tun? Nicht an der Hotline verzagen und einen Impftermin besorgen. Das Staatshandeln macht einen schon stutzig und verdrossen. Wer 5 km zu schnell gefahren ist oder 5 Tage zu spät seine Steuern gezahlt hat, wir wird nach allen Regeln der Staatskunst vorgeführt. Doch hier wo es im Leben und Tod geht, legt der Staat seine Verantwortungslosigkeit offen. Kinder, denen einen paar Schultage fehlen, werden als verlorene Generation degradiert. Zu hoffen ist, dass bei den anstehenden Wahlen der mündige Bürger die Quittung präsentiert.
Wie immer an dieser Stelle am Schlusse in paar bewährt Lebensweisheiten, die ersten beiden von Henry Ford und die dritte von Altmeister Kosotlany:
„Der größte Feind der Qualität ist die Eile.”
„Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten besitzt, die im Moment gefragt sind.“
Wie wird man laut Kostolany zum Spekulanten? Etwa so wie ein Mädchen zum ältesten Beruf der Welt kommt: Zunächst beginnt sie aus Neugierde, dann macht sie es zum Spaß, und am Schluss nur noch für Geld.
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