Börsentipps Mai 2019

Kaufen, halten, verkaufen? Zwischen einem Tweet zum Ausgang des Kentucky Derby Race und einem der gebetsmühlenartigen „NO COLLUSION“-Tweets ließ US-Präsident Donald Trump am Sonntag die Bombe platzen: Am kommenden Freitag würden die Zölle auf die 200 Mrd. $ Importe aus China, die bislang mit 10% besteuert werden, auf 25% erhöht. Und gleich dazu kam die Warnung, dass weitere Importe im Wert von 325 Mrd. $ (und damit nahezu alle US-Importe aus China) demnächst ebenso besteuert würden. Für den Markt war das vor allem deshalb ein Schock, weil die Zeichen in den US-chinesischen Handelsgesprächen zuletzt sehr deutlich auf „Einigung“ zu stehen schienen. Gerade vom US-Präsidenten war zu hören gewesen, die Gespräche seien „produktiv“ und ein „großartiger“ Deal sei in Aussicht. Laut Pressegerüchten hat die chinesische Seite zuletzt in den Verhandlungen einige Zugeständnisse wieder zurückgenommen. Das könnte die 180°-Wende des US-Präsidenten ausgelöst haben. Jetzt Montagmittag ist der DAX mit 2 % im Minus. Was tun, waren doch die Marktmeldungen im Vorfeld positiv hinsichtlich weiterer Kurssteigerung? Ohne Zweifel sind eingedenk der Hoch- und Höchststände der Indices die Märkte nervös, die automatisierten Handelssysteme verstärken die kurzfristigen Trends, Gewinnmitnahmen schnell nach der Veröffentlichung des Tweeds gesetzt, lösten die Abwärtsbewegungen aus. Die kurzfristen Probleme wie Brexit und China hinsichtlich der Zölle sind nicht gelöst. Hier an dieser Stelle werden nur die großen Markttreiber besprochen, denn hier kann man im Sinne von Popper Mustervorhersagen treffen aufgrund der Erfahrungen und der Marktannahme, dass alle relevanten Informationen in den Kursen enthalten sind. Bei kleinen Titeln kann das anders sein. In der Tat können hier Insider ein Wissen haben, das die anderen Marktteilnehmer nicht haben. Wir beschäftigen uns hier mit großen Titeln, die in Indices zusammengefasst sind. Metzler weist darauf hin, dass China das bekannte Schuldenproblem der Banken, der Großfirmen und der privaten Haushalte nach dem letzten Platzen der Kreditblase in 2008 im Gegensatz zu den USA nicht gelöst hat, in den USA die Konjunkturbelebung durch die Steuersenkungen in 2016 ermüdet aber die aktuelle Konjunkturbelebung durch die Regierung in China dort das Sozialprodukt belebt. Gesehen wird die hier bereits diskutierte inverse Zinsstruktur im Westen, die geringere Investitionschancen dokumentiert. Bemängelt wird, dass bereits kleine Konjunkturdellen mit der Zinspolitik bekämpft werden, so dass die Preisblasen weiter steigen. Dieses gelte auch für den Kapitalmarkt, so dass 2019 per Saldo ein gutes Aktienjahr werden sollte. Für Deutschland ergibt sich aktuell schon eine konjunkturelle Delle. Hier kollabieren die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum. Nachdem die Experten im September 2018 noch ein Wachstum von 1,8 Prozent für 2019 vorhergesagt hatten, waren es im März 2019 nur noch ein Prozent. Das Wirtschaftsministerium liegt für 2019 aktuell bei 0,5 %. Wenn der Trend anhält, was sehr wahrscheinlich ist, dürfte am Jahresende allerdings ein Rückgang zu Buche stehen, was eine Rezession bedeuten würde. Wie läuft typischerweise eine Rezession ab? Dabei läuft ein Abrutschen in eine Rezession üblicherweise so wie jene der Jahre 2003 und 2009 ab. Zuerst bekommt die hiesige, stark exportabhängige Industrie die Schwäche der Weltwirtschaft zu spüren, woraufhin die Industrie die Investitionen kürzt, was die deutsche Wirtschaft schwer belastet. Nach der Krise in der Industrie kommt mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Monaten der Dienstleistungssektor unter die Räder, womit die Krise komplett ist. Eine Serie bedenklich schwacher Zahlen aus der deutschen Industrie deuten darauf hin, dass es auch diesmal genau so laufen dürfte. Zwar hat sich die chinesische Wirtschaft zuletzt etwas belebt, davon hat die hiesige Industrie allerdings nichts zu spüren bekommen. So lag die Industrieproduktion Deutschlands im Februar um lediglich 0,4 Prozent unter dem Vorjahr. Allerdings sind die Auftragseingänge im gleichen Monat um 8,4 Prozent eingebrochen, womit sich die Talfahrt in dem Sektor beschleunigt hat. Damit dürfte sich hier der Schrumpfkurs ausweiten. Genau diese Bild bestätigt auch der ifo-Geschäftsklimaindex. Er ist im April überraschend leicht gesunken. Allgemein gilt, dass zwischen einer inversen Anleihekurve und dem Beginn der Rezession im Schnitt 15 Monate liegen. Der Hochpunkt der Aktienmärkte wird ungefähr sechs Monate vor Beginn der Rezession erreicht, insofern könnten wir noch rund neun gute Monate am Aktienmarkt vor uns haben. Die Gewinne der Unternehmen entwickeln sich derzeit noch gut. Es spricht viel für einen Spätzyklus der Hochkonjunktur. Auch höchst interessant: Die EZB hat veröffentlicht, was Bundesbank-Chef Jens Weidmann in seinem Depot hat. Neben einem ETF auf den Dax hält Weidmann auch ein ETF auf den MSCI All Countries World Index. Während der Dax den meisten ein Begriff ist, führt der MSCI ACWI eher ein Schattendasein. Vielen Anlegern konzentrieren sich MSCI World, der zwar so ähnlich klingt, aber etwas anders zusammengesetzt ist. Es wird also Zeit, sich den MSCI ACWI etwas näher anzuschauen. USA dominieren auch dort klar. Der MSCI ACWI enthält 2771 Mitglieder aus 23 Industrieländern und 24 Ländern der Emerging Markets, deren Börsenwert sich auf insgesamt 45,2 Billionen Dollar summiert. Der Index bildet damit 85 Prozent des weltweiten Aktienmarkts ab. Das ist der große Unterschied zum MSCI World, der nur die Kursentwicklung der wichtigsten Aktien aus den Industrieländern abbildet. Die Schwellenländer finden also keine Berücksichtigung – obwohl man bei dem Namen vermuten könnte, dass der Index die gesamte Welt abbildet. Nichtsdestotrotz haben die Industrieländer und hier allen voran die USA auch im MSCI ACWI ein großes Gewicht. So machen US-Unternehmen 55,1 Prozent des Indexgewichts aus und dominieren das Barometer damit eindeutig. Weidmann investiert somit per Saldo wie hier für den Normalanleger empfohlen: In kostengünstige breit streuende ETF. Ob man den DAX und Schwellenländer im Depot haben sollte, darüber kann man streiten. Dass die Notenbanken, neben der Fed auch die Europäische Zentralbank (EZB), vor einer geldpolitischen Straffung zurückschrecken, lässt erkennen, wie groß noch die Gefahren für die Konjunktur sind. In den kommenden Tagen werden die Anleger deshalb verstärkt auf die Ausblicke der Unternehmen zur Gewinnentwicklung achten. Ohne Gewinnwachstum droht die Kurserholung wieder zu verpuffen. Was man bei Weidmann auch verproben kann, ist die Vermeidung von hohen Bankgebühren, so geht er nicht in einen aktiv gemanagten Fonds mit Ausgabeaufschlägen von 5 %, Verwaltungsgebühren von 1,5 % pro Jahr zzgl. den laufenden Transaktionskosten und ggf. Erfolgsbeteiligungen. Jens Ehrhardt, Vorsitzender des Vorstands der Fondsgesellschaft DJE Kapital, ist wie Weidmann leicht optimistisch für deutsche Aktien. Zwar seien die Handelsprobleme für Deutschland überdurchschnittlich bedeutsam, aber deutsche Aktien gegenüber amerikanischen derzeit so günstig wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das Chance-Risiko-Verhältnis sei aktuell günstig. Und nicht zuletzt kommt Unterstützung von der Geldpolitik. Der Impuls für die Wende am Aktienmarkt kam von der amerikanischen Notenbank, die zu Jahresbeginn ihre Zinserhöhungen beendete. Aber es ist nicht alles rosig. Für die gerade angelaufene Bilanzsaison gelten die Aussichten als mäßig. Im Gegensatz zum Jahresbeginn rechnen Analysten für die im Index S&P 500 abgebildeten Unternehmen nun mit einem Gewinnrückgang. Die UniCredit sieht die Anleger in einer abwartenden Haltung und rechnet in den kommenden Wochen mit einer Konsolidierung um bis zu 10 Prozent. Die im MSCI-Weltaktienindex notierten Unternehmen senkten ihre Gewinnprognosen so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr. Aktienmärkte sind nie einfach. Risiken sind aktuell gegeben. Draußen bleiben geht auch nicht immer. Zur Vermeidung größerer Verluste sollte man wie letzten Monat hier empfohlen seine Positionen absichern, am besten mit einer Trailing Stop Order, so dass man nicht permanent den Markt verfolgen muss. Wie stets kommt es auf die konkrete Anlagesituation des einzelnen an. Die Lage ist gefahrenträchtig, also den Finger am Abzug behalten und spätestens Ende des Jahres den Ausstieg vorbereiten.

Wie immer an dieser Stelle ein paar Bonmots zum Aktienmarkt:

  • „Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“ (André Kostolany)
  • „An der Börse kann man nur 100% verlieren, aber 1000% gewinnen.“ (Frank Lehmann)
  • „Was ist ein Spekulant? Ein Mann, der ohne einen Pfennig Geld in der Tasche Austern bestellt, in der Hoffnung, mit einer darin gefundenen Perle zahlen zu können.“ (unbekannter Autor)

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