Wie gehen Kurse? Es gibt drei Faktoren: Das Umfeld, der Zins und die Gewinne. Woher laufen die Kurse? Seit unserer letzten Einschätzung hat sich wenig geändert, Ukraine, IS, etc. sind gleich geblieben, nur hat man sich daran gewöhnt. Im Übrigen sind erfahrungsgemäß politische Börsen nur von kurzer Dauer. Die USA halten den Zins niedrig, haben aber angekündigt, die FED-Wertpapierkäufe von monatlich 15 Milliarden Dollar planmäßig einzustellen. Also auch dort nichts Neues. Signifikant ist die Korrelation der FED-Bilanzsumme mit der Entwicklung des breit gestreuten S&P. Da die Bilanzsumme nun künftig nach unten geht, haben die US-Fonds ihre Barliquidität enorm hochgefahren, man erwartet also einen Kursverfall. Altmeister Buffet hat mittlerweile 50 Mrd. Dollar auf der hohen Kante und träumt von einem „big pitch“. In Deutschland ist wegen der erklärten weiteren EZB-Niedrigzinspolitik der Anlagenotstand ausgebrochen. Versicherer haben alle Mühe ihre Zinsversprechen einzulösen und fahren in ihrer Not die Aktienquote hoch, wohl wissend, dass der europäische Aktienmarkt von den amerikanischen Fonds gemacht wird. Höhere Zinsen erhöhen die Finanzierungskosten der Firmen und drücken als Basiszins im Rahmen der Unternehmensbewertung den Kurs. Was machen die Gewinne? Die Stimmung der Einkaufsmanager in der US-Region Chicago hat sich im Oktober überraschend aufgehellt. Der Indikator stieg auf 66,2. Die Schnellschätzung zu den Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone für Oktober konnte auch leicht auf der Oberseite überraschen. Erfreulich war dabei, dass ein Abrutschen des Stimmungsindikators für das Verarbeitende Gewerbe unter die Expansionsmarke von 50 Punkten verhindert werden konnte. Das IFO-Institut meldet aktuell: Einzelhandel reagiert negativ, Wirtschaft kühlt sich ab, kein Stimmungsaufheller für die deutsche Wirtschaft in Sicht: Der Geschäftsklimaindex fiel für Oktober unerwartet deutlich von 104,7 auf 103,2 Punkte, wie das Münchner Ifo Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mitteilte. Damit hat sich die Stimmung im Oktober den sechsten Monat in Folge eingetrübt. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 104,3 Zähler erwartet. Von dem kürzlich blitzschnellen Rücksetzer des DAX von 9.800 auf 8.600 waren viele überrascht bis auf die, die vorgeben, alles im Griff zu haben und unten durch Nachkäufe verbilligt haben. Die meisten Anleger waren überrascht, fehlen ihnen auch die Alternativen. Gold ist rückläufig, da die Zinsen steigen und man kann nicht die freie Liquidität in Oldtimer, Briefmarken oder Kunst stecken. Auch beginnen erste Banken die Guthaben von Privaten mit einem Negativzins zu bestrafen. Per Saldo bleiben wir bei unserer Normstrategie des Vormonats: Aktienquote nicht erhöhen, ggf. Altgewinne realisieren und wie Buffet mit hoher Kassenquote auf den eigenen „big pitch“ vorbereitet sein. Der DAX dürfte in Bälde bis auf 7.000 oder noch tiefer runter laufen, gleichwohl sind bis Weihnachten die 10.000 wieder drin, dann aber raus und feiern.
Wie stets an dieser Stelle diesmal einige kritische aber auch humoristische Lebens- und Börsenweisheiten, diesmal von Buffet, einem Anhänger der alten Industrien:
- “Wenn jemand gute Aktien hat, wäre er verrückt, wenn er nur wegen eines Kursrückschlags verkaufen würde. Ich suche Unternehmen, die ich verstehe und von deren Zukunftsaussichten überzeugt bin.”
- “Risiko entsteht dann, wenn Anleger nicht wissen, was sie tun.”
- “Reich wird, wer in Unternehmen investiert, die weniger kosten, als sie wert sind.”