Börsentipps September 2017

Kaufen, halten, verkaufen? Wer erfolgreich investieren will, muss das Umfeld beobachten und verstehen. Die Lehman-Krise, die 2008 unser Bankensystem erschütterte, ist bis heute nicht überwunden. Seitdem wird weltweit mit Anleihekäufen das Zinsniveau niedrig gehalten mit der Folge, dass eine Marktbereinigung mit Marktzinsen verhindert wird; man spricht deshalb von einer Zombifizierung. Zombifizierung ist ein Prozess, der einen lebendigen, bewusst lebenden Menschen in einen geistigen Dämmerzustand versetzt. Bezogen auf die Wirtschaft bedeutet das, dass faule Kredite ständig verlängert wurden, so dass die Zombifizierung der Banken die Zombifizierung der Realwirtschaft nach sich gezogen hat. Insolvenzen von Unternehmen und Banken, die eigentlich nicht überlebensfähig sind, sollen auf Teufel komm raus vermieden werden. Ein sinkendes Produktivitätswachstum ist die Folge, weshalb auch nur geringe Lohnerhöhungen möglich sind. Ein geringeres Produktivitätswachstum und nur geringe Lohnerhöhungen können auch in den Vereinigten Staaten und in Europa beobachtet werden. Die amerikanische Zentralbank will aktuell die Zinsen nur soweit erhöhen, dass die Konjunktur im Lande nicht gefährdet wird. Die Staatsschulden sollen finanzierbar bleiben. Kredite an Unternehmen sollen nicht so teuer werden, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Die Börse soll nicht unter Druck geraten. Die Fed will die Zinsen aber erhöhen, weil sie sonst beim nächsten Anzeichen eines Konjunktureinbruchs keine Möglichkeiten zur Zinssenkung hat. Da aufgrund der Null- und Negativzinsen in den USA, Japan und Europa jedoch weder Staaten noch die Finanz- und die Realwirtschaft gezwungen sind, schmerzhafte Bereinigungen durchzuführen, werden Probleme weltweit weiter verschleppt. Die EZB stößt mit ihren Anleihekäufen zusehends auf rechtliche Probleme, so dass eine Reduzierung absehbar ist. Das Bundesverfassungsgericht und der Europäische Gerichtshof haben die Anleihekäufe nur unter dem Vorbehalt genehmigt, dass die EZB die selbstgesetzten Begrenzungen des Kaufprogramms einhält. Besonders wichtig ist, dass die EZB nicht mehr als ein Drittel der Anleihen einzelner Staaten kauft, um nicht dominanter Gläubiger der Staaten zu werden. Wenn die EZB jeden Monat weiter Anleihen in Höhe von 60 Milliarden Euro kauft, würde sie vermutlich im Frühjahr nächsten Jahres bei Bundesanleihen die Grenze von 33 Prozent verletzen; sie müsste das Kaufprogramm dann einstellen, gegen die Auflagen der Gerichte verstoßen oder zwischen den Staaten umschichten. Per Saldo bleibt der EZB wohl nichts anderes übrig, als die rechtlichen Grenzen zu akzeptieren und die Käufe im kommenden Jahr schrittweise einzustellen. Die Zinsen werden damit künftig steigen und diese schränken weitere Kurssteigerung ein, sei es über steigenden Zinsaufwand oder steigenden Kapitalisierungszinsfuß der künftigen Gewinne, die den Börsenkurs bestimmen. Wie sieht es mit den aktuellen Konjunkturerwartungen aus? Der ZEW-Index sinkt. Ein schwächeres deutsches Exportwachstum und die Affären in der Autobranche lassen die Börsianer vorsichtig werden. Der ZEW-Index präsentiert sich im August schwächer als erwartet. Die Börsenprofis blicken überraschend skeptisch auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für ihre Konjunkturerwartungen im kommenden halben Jahr fiel im August unerwartet deutlich um 7,5 auf 10,0 Punkte und damit den dritten Monat in Folge, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner monatlichen Umfrage unter 213 Analysten und Anlegern mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 15,0 Punkte gerechnet. Die Deutsche Bundesbank geht davon aus, dass die Wirtschaft auch im laufenden dritten Quartal schwungvoll zulegt. Im ersten Quartal war sie um 0,7 Prozent gewachsen und zwischen April und Juni dann um 0,6 Prozent. Es liegt auf der Hand, dass der starke Euro die Erlöse aus den USA sinken lässt, wobei Trump an einem stärkeren Dollar wenig Interesse bekundet. Die Bundesbank hat im letzten Monat festgestellt, dass sich Sparen trotz Niedrigzins lohnt und es zu einer durchschnittlichen Anlagerendite von 1,9 Prozent kommt. Abgestellt wird hierbei auf eine Gesamtrendite aller Anlagen der Deutschen trotz der Niedrigzinsen auf Einlagen. Auch nach Abzug der zuletzt gestiegenen Inflation komme noch ein positiver Ertrag heraus. Die reale Gesamtrendite sei zwar niedrig, aber positiv. Im ersten Quartal 2017 habe sie 1,9 Prozent betragen. Damit lag sie zwar unter dem langfristigen Mittel seit dem Jahr 1991 in Höhe von 2,8 Prozent, gleichzeitig überstieg sie aber geringfügig den Mittelwert seit dem Jahr 2008 von 1,7 Prozent. Die realen Renditen auf Bankeinlagen und Versicherungsansprüche haben zuletzt spürbar nachgegeben, weil die gestiegene Inflationsrate — im ersten Quartal kurzzeitig gut 2 Prozent — von den geringen Erträgen mehr wegnahm. Die Einlagenzinsen sanken dadurch real sogar deutlich unter null. Dagegen seien die Renditen auf Aktienanlagen dank steigender Kurse zuletzt deutlich gestiegen. Wertpapiere machen am Geldvermögen der Deutschen aber nur weniger als ein Viertel aus, daher haben die mit Aktien zu erzielenden hohen Renditen nur einen begrenzten Effekt auf die Gesamtrendite. Knapp 40 Prozent des gesamten Geldvermögens von fast 6 Billionen Euro halten die Deutschen als Bankeinlagen oder Bargeld. Wie die Bundesbank hervorhebt, haben die privaten Haushalte die Zusammensetzung ihrer Finanzportfolios trotz der unterschiedlichen erzielbaren Renditen nur wenig geändert. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine aktuell veröffentliche Studie des Bonner Ökonomen Schularick über die Renditen von Immobilienanlagen seit dem 19. Jahrhundert mit dem Ergebnis, dass auch sichere Anlagen Verlustrisiken unterliegen und Immobilien etwas mehr bringen als Aktien, obgleich Aktien höhere Preisrisiken haben. Schularick hat mit seinen Kollegen und der Hilfe einer einzigartigen Da-tenfülle die Renditen der wichtigsten Kapitalanlagen für 16 Industrienationen seit dem 19. Jahrhundert zusammengetragen und verglichen. Die Studie endet mit den Daten für das Jahr 2015. Die Ergebnisse sind spektakulär und verdeutlichen ein weiteres Mal die erhebliche Bedeutung der Streuung von Vermögen. Die Resultate sind hoch interessant, auch wenn sich aus früheren Renditen keine sicheren Prognosen für künftige Renditen ableiten. Wichtig vorab: Die Arbeit behandelt ausschließlich reale, also um die Inflationsrate bereinigte Renditen. Der langjährige Durchschnitt der Renditen in den Industrienationen beträgt für Anleihen 2,5 Prozent und für Geldmarktanlagen 1 Prozent. „In einer langfristigen Betrachtung lässt sich sagen, dass der sichere reale Zins um seinen heutigen Wert schwankt“, heißt es in der Untersuchung. Eine weitere bemerkenswerte Beobachtung ist die in den vergangenen Jahrzehnten entstandene große Differenz zwischen den kurzfristigen und den langfristigen Zinsen. Während der kurzfristige Zins stark von der Geldpolitik kontrolliert wird, haben die Notenbanken offenbar Einfluss auf die langfristigen Zinsen verloren. Immobilien rentieren sich wie Aktien. Riskante Kapitalanlagen sollten zumindest auf längere Sicht höhere Renditen bringen als sichere Anlagen. Das ist in einem beeindruckenden Maße auch so gewesen in der Vergangenheit. Nach den Berechnungen von Schularick & Co. haben im langfristigen Durchschnitt für die 16 betrachteten Länder seit rund 150 Jahren Aktien eine reale Rendite von 7 und Wohnimmobilien eine Rendite von knapp 8 Prozent gebracht. Damit befinden sie sich in etwa auf einem Niveau. Diese Zahlen belegen, was jeder bessere Anlageberater seinen Kunden sagt: Auf lange Sicht ist eine allein auf Zinseinnahmen basierende Kapitalanlage eine unattraktive Anlagestrategie. Eine Streuung des Vermögens unter Einbeziehung riskanterer Anlagen zahlt sich auf die lange Sicht aus. Als riskante Anlagen betrachten die Autoren Aktien und Immobilien. Interessant ist nicht nur, wie deutlich besser Aktien und Immobilien im Vergleich zu sicheren Zinsanlagen abschneiden. Bemerkenswert ist vor allem, dass Immobilien in etwa so hohe Renditen gebracht haben wie Aktien, weil dies zumindest auf den ersten Blick jeder wirtschaftlichen Logik widerspricht. Denn hinter der durchschnittlichen Aktienrendite verbergen sich starke jährliche Unterschiede. In manchen Jahren lassen sich mit Aktien Renditen im zweistelligen Prozentbereich erzielen, während in einem Börsenkrach Jahre mit zweistelligen Verlusten im Prozentbereich vorkommen. Hingegen sind die jährlichen Renditeschwankungen der Immobilien sehr viel geringer. Eigentlich müssten Aktien wegen des höheren Risikos von Renditeschwankungen auf lange Sicht höhere Renditen bringen als Immobilien, aber dies ist offenbar in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten nicht der Fall gewesen. Natürlich sind Aktien und Immobilien nur eingeschränkt vergleichbar, weil die meisten Aktien, anders als Immobilien, an liquiden Märkten gehandelt werden, die jederzeitige Käufe und Verkäufe gestatten. Überdies erfordert der Kauf von Immobilien in der Regel einen zumindest für viele Privatpersonen hohen Kapitaleinsatz, während Aktien auch mit einem kleineren Budget erworben werden können. „Es ist einfacher, ein Vermögen mit Aktien als mit Immobilien zu diversifizieren“, schreiben Schularick & Co. Da sich in den vergangenen Jahrzehnten die Ren- diten von Aktien und Immobilien zunehmend unabhängig voneinander entwickelt haben, besteht eine optimale Streuung eines Vermögens im gleichzeitigen Halten von Aktien und Immobilien — so Risiko bringt stabilere Renditen. Hoch interessant ist der anschließende Vergleich von Renditen sicherer und riskanter Anlagen. Hierzu fügen die Autoren die Renditen für Geldmarktpapiere und Staatsanleihen zu einer Rendite für sichere Anlagen zusammen, während sich aus der Zusammenführung der Renditen von Aktien und Wohnimmobilien eine Rendite für riskante Anlagen ergibt. Nicht erstaunlich ist der Befund, dass die reale Rendite auf riskante Anlagen die reale Rendite auf sichere Anlagen über die vergangenen eineinhalb Jahrhunderte übertroffen hat. Das war zu erwarten; schließlich sollten riskante Anlagen auf lange Sicht als Kompensation für das Risiko eine höhere Rendite abwerfen. Erstaunlich ist vielmehr, dass die Rendite für riskante Anlagen im Zeitablauf sehr viel weniger geschwankt hat als die Rendite für sichere Anlagen. Das führt zu starken Schwankungen des Abstands der beiden Renditen, der in der Fachsprache gewöhnlich als Risikoprämie bezeichnet wird. Je größer der Abstand ist, umso mehr Renditeaufschlag erwarten Anleger von einem Wechsel von sicheren in riskante Anlagen. Die starke Nachfrage nach Wohnungen und Häusern lässt die Preise vielerorts immer weiter steigen. Nicht nur in Metropolen, auch in kleineren Städten verteuert sich Eigentum stark. Die Preise für Immobilien in Deutschland steigen trotz der oft rasanten Zuwächse der vergangenen Jahre vielerorts weiter. Eigentumswohnungen etwa haben sich im Zeitraum von Juli 2016 bis Juni 2017 im Schnitt um gut 6,5 Prozent verteuert, wie der Immobilienverband IVD in Berlin mitteilte. Damit werden obige Zahlen bestätigt. Zum Vermögensaufbau ist zu beachten, dass die Transaktionskosten von Immobilien (Makler, Grunderwerbsteuer, Notar) von rd. 10 % ungleich höher sind als die von Aktien, die bei einem geeigneten Anbieter nahe Null liegen und die Transaktionszeiten bei Immobilien Monate betragen und bei Aktien Millisekunden, auch die Stückelung ist sehr unterschiedlich. Per Saldo gehören alle Anlageformen in ein Portefeuille des Vermögens. Die Anteile hängen von den Umständen des Einzelfalles ab (Alter, Einkommen, Vermögen, etc.). Per Saldo tut sich an der Zinsfront in Bälde was, aber nur in kleinen Dosen. Man will ja Staat, Banken und Unternehmen (vgl. Italien) nicht ruinieren, lieber schiebt man die Probleme weiter vor sich her mit niedrigen Zinsen. Was tun? Insbesondere bei älteren Zeitgenossen, die durch Arbeit nicht mehr verlorenes Kapital wiedergewinnen können, sollten durch Liquiditätspositionen Preisverfällen vorbeugen. Jüngere Spekulanten oder solche mit viel Geld mögen weiter setzen.

Wie immer an dieser Stelle ein paar Bonmots zu Aktienmarktstrategien:

  • 1% Glück ist oft mehr wert als 10% Dividende.
  • Abends sollte man eine Idee haben, morgens muss man sie kritisch hinterfragen und mittags eine Entscheidung treffen.
  • Aktienkurse werden nicht nur von Erwartungen in der Zukunft beeinflusst, sondern auch von den Erwartungen an diese Erwartungen.

Haben Sie Rentabilitätsprobleme, sei es mit dem Hintergrund Schweiz oder der geringen Höhe aufgrund der Bankenhonorare oder sind Sie hinsichtlich Ihrer Vermögensdispositionen und Altersvorsorge unsicher, lassen Sie sich von uns beraten. Für ein unverbindliches erstes Beratungsgespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Wir beraten gegen Honorar und ohne Fixkosten, insbesondere behalten Sie hierbei die Verfügungsmacht und ihr Vermögen in der Hand und wir werden nicht von dem Produkteanbieter bezahlt.

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