Kaufen, halten, verkaufen? Wer weis das schon (Warren Buffett)? Ist an dem flotten Spruch des Großmeisters was dran? Nehmen wir einen Privatinvestor, der zeitaufwendig recherchiert hat und fest davon überzeugt ist, dass seine ausgesuchte Aktie eine sichere Bank für Kursgewinne ist. Stutzig muss ihn machen, dass er möglicherweise einen Verkäufer findet, der genau vom Gegenteil überzeugt ist. Neben unterschiedlichen Markteinschätzungen gibt es für die Entwickung einer Aktie noch tausende andere Gründe. Beispielsweise: Unser Anleger hat eine Liquiditätsüberschuss und sein Handelspartner braucht schlicht Geld, um über die Runden zukommen. Die Gegenspieler sind schlecht auszumachen, die Börse ist anonym. Als Hochfrequenzhandel wird ein mit Computern betriebener Handel an der Börse bezeichnet, der sich durch kurze Haltefristen und hohen Umsatz auszeichnet. Dabei handeln Hochleistungsrechner selbstständig oder mit Einwirken von Menschen innerhalb von Sekunden bis in den Mikrosekundenbereich nach den zuvor programmierten Algorithmen. Diese reagieren auf Marktveränderungen einschließlich Gerüchten und treffen daraufhin Handelsentscheidungen. Fällt in den relevanten Nachrichten ein bestimmtes Wort, werden schon Trads ausgelöst. Es werden üblicherweise keine Positionen über Nacht gehalten. So sollte man meinen, dass wenn man eine Order über Xetra laufen lässt, dass seine Order auf den Markt kommt und dann ein Gegenspieler gefunden wird. Auch das ist irrig. Xetra ist ein großer Anbieter für Börsentransaktionen, aber bei weitem nicht der einzige. Börsen verkaufen auch an die Hochfrequenzhändler Informationen über die eingehenden Orders. Bevor der Auftrag dann schlussendlich an der ausgesuchten Börse landet, ist er schon durch die Hände der Hochfrequenzhändler gegangen. Buffett hat wohl recht. Das einzige was der Normalanleger beurteilen kann, ist das Marktumfeld und hier kann er Mustervoraussagen machen, die sich im Sinne von Popper in der Vergangeheit bewährt haben und somit nicht falsifiziert wurden, hier insbesondere der schliche Satz: „Zinsen unten, Preise oben“, der sich durch Beobachtung noch verfeinern lässt. So beachtet er den Verfall der Büro- und Kaufhausimmobilien nicht. Zeitunglesen ist daher wichtig. Die Beobachtung des Zinsniveaus ist wichtig und die Beobachtung der Politik der Zentralbanken, zumindest für den langfristig orientierten Anleger. Momentan zahlen Investoren das 22-fache des erwarteten Gewinns für eine Aktie aus dem S&P 500 – das ist doppelt so viel wie die 10-jährige Durchschnittsbewertung des gesamten Index. Ob teuer oder nicht kann nur die Frage nach dem Zinsniveaus beantworten. Der Hauptantrieb der aktuellen Kursentwicklungen ist somit das historisch niedrige Zinsniveau. Schließlich lässt sich mit einem Realzins von knapp -1 Prozent und einer Fed Funds Rate von 0,00 bis 0,25 Prozent fast jede Bewertung und damit jedes Kursniveau rechtfertigen. Die Fed hat die Schwerkraft schlichtweg aufgehoben. Und ihr sind alle relevanten Zentralbanken gefolgt. Diese kommt erst dann wieder zum Tragen, wenn sich die Zinsen aus dem Minusbereich beginnen zu erholen. Was danach folgt, dürfte wohl jedem klar sein; der Aktienmarkt erlebt eine heftige Korrektur. Das ist aber aktuell kein Thema und wird es auf Sicht unter dem Regime des Corona-Virus nicht geben und langfristig sind wir nach Keynes ja sowieso alle tot. Daß unser betrachteter Investor mit einem Einzelaktieninvestment Erfolg hat, kann nur mit seinem Glück zusammen hängen. Kostolanys Hartgesottene brauchen die 4 Gs: Geld, Gedanken, Geduld und Glück. Glück kann man sich aber durch eine Strategie erarbeiten, um von der Spielbank wegzukommen. ETF sind eine gute Möglichkeit. Die Grundlagen schufen zwei Nobelpreisträger. Der Ökonom William Sparpe hatte das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite analysiert und war zu dem Schluss gekommen, dass Anleger am besten in den gesamten Markt investieren sollten. Sein Kollege Eugene Fama entwickelte die Theorie, dass die Kurse alle vorhandenen relevanten Informationen widerspiegeln, demnach kann kein noch so smarter Fondesmanager langfristig besser abschneiden als der Markt. ETF muss nicht das Ende der Fahnenstange der Finanzinnovation sein. Seit Jahren ist zu beobachten, dass die gemanagten aktiven Fonds erheblichen Boden an die ETF verlieren. Die Fonds verwalten zwar immer mehr Vermögen, verdienen aber immer weniger; nur die ganz großen der Branche können die hierfür erforderlichen Rechnerkapazitäten vorhalten. So hat beispielsweise Blackrock ein riesiger Rechenzentrum an der kanadischen Grenze, das auf Naturenergie zurückgreifen kann und wie Amazon Rechnerkapazitäten seines ALADDIN auch Dritten anbietet. Was sind aktuelle Entwicklungen und haben sich diese bewährt? Eine automatisierte Anlagestrategie ist das Factor Investing, also die Anlage nach bestimmten Kriterien. Kriterien, die eine Überrendite generieren sollen sind beispielsweise: „Small Size“, „Value“, „Quality“, „Momentum“ und „politisches Risiko“. Durch das Übergewichten von diesen Faktoren in einem Portfolio, versucht man dessen Rendite im Vergleich zu einer angemessenen marktneutralen Benchmark zu erhöhen; auch noch nach Berücksichtigung der etwas höheren Kosten, die Factor Investing verursacht. Ob diese Strategien nachhaltig Erfolg haben, kann noch als offen bezeichnet werden. Klar, im Hintergrund laufen komplexe Rechnerprogramme. In Erinnerung zu rufen ist aber, dass die ETF die gemanagten Fonds allein schon aus Kostengründen durchweg um Längen schlagen. Sollte an den Faktoren was dran sein, so werden diese eingepreist in die Kurse und der Vorteil ist weg und die Mehrkosten bleiben. Zunehmend werden auch Robo-Adviser beworben, also automatisierte, internetgestützten Vermögensverwalter. Diese haben in Vergleichstests kaum den Markt geschlagen, wenn, dann ist ja immer noch offen, ob das eine Eintagsfliege war oder das Ergebnis einer nachhaltig besseren Strategie. Da die meisten Roboter ihre Depots mit ETF bestreiten, die Märkte abbilden, sollten die Gebühren bewirken, dass die Wertentwicklung leicht unter der Marktentwicklung liegt. Doch in der Vor-Corona-Zeit war dieser Abstand auf mehr als 3 Prozentpunkte gestiegen. Seit Beginn der Corona-Krise hat er sich nun wieder auf 2,5 Prozentpunkte verringert, so die veröffentlichten Tests. Der größte und in Deutschland wohl bekannteste Robo-Advisor Scalable kommt beim Brokervergleich-Test nicht gut weg. Seit der Corona-Krise liegt er über alle Zeiträume hinweg am Ende der Liste der Wertentwicklung. Per Saldo sind somit auch die Robo-Advisors mit Vorsicht zu genießen. Klar ist jedoch, dass gemindertes Risiko mit Effizienzverlusten zu bezahlen ist, in the long run. Corona hat auch die Robinhood-Trader nochmals mobilisiert, die dank weggefallener Tradingkosten zunehmend in den Markt eingreifen und nur Gewinn sehen. Per Saldo hat Großmeister Buffett recht, einen sicheren Weg zu mehr Reichtum gibt es nicht. Buffett ist im Ergebnis ein Faktor-Investor mit dem Schwerpunkt Value. Zentrales Anlagekriterium ist dabei das Konzept der „Sicherheitsmarge“. Der Erwerber eines Wertpapiers soll demnach den inneren Wert des Papiers ermitteln und prüfen, ob der Preis dieses Wertpapiers an der Börse zu seinen Gunsten niedriger ist als der ermittelte Wert. Der innere Wert wird dabei durch viele Faktoren bestimmt, die nach quantitativen objektiven Kriterien (Liquidationswert des Unternehmens, KGV, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Verschuldungsgrad, Ertragskraft der Vergangenheit, Dividendenrendite) ermittelt werden. Na ja. Buffett besitzt mittlereile 5,7 % von Apple und war lange Zeit skeptisch, was den Technikmarkt betrifft. Mittlerweile bedauert er diese Sichtweise: “Ich wünschte ich hätte viel früher Apple gekauft, ich hätte es schon früher würdigen sollen.” Zu empfehlen für den Normalinvestor ist im Ergebnis ein Blick in die Rennlisten der erfolgreichsten ETF mit einem Zeithorizont über mehrere Jahre und Kastolanys G für Gedanken, eigene Gedanken, denn eigenes Geld, ein weiteres G, wird zu Disposition gestellt. Was tun? Im Markt bleiben. Das Geld bleibt billig und Rücksetzer werden wieder aufgeholt. Denkbar ist, dass es in der aktuellen Krise zu Notverkäufen kommt, um die Arztrechnungen bezahlen zu können. Investieren Sie in Ihre Gesundheit, bis Ende nächsten Jahres müssen Sie durchhalten! Und legen Sie Wert auf gute Masken. Wenn Sie hier sparen, nützen Ihnen die Gebührenvorteile von ETF per Saldo nicht, wohl Ihren Erben.
Wie immer an dieser Stelle am Schlusse in paar aufmunternde Börsenweisheiten:
- „Kaufe bei schlechten Nachrichten, verkaufe bei guten Nachrichten“, diese Börsenweisheit geht angeblich auf den Bankier Nathan Rothschild zurück. Der Baron soll 1810 gesagt haben: „Kaufe beim Donnerhall von Kanonen und verkaufe beim Klang von Trompeten.“ Aktuell haben wir genug schlechte Nachrichten.
- „Greife nicht in ein fallendes Messer.“ Im Grunde richtig. Jedoch weiß niemand, ob und wann ein Kursverfall endet und die Trendwende eingeleitet wird – das zeigen die Beispiele aus der Vergangenheit. Sobald eine tatsächliche Trendwende bevorsteht, ist es möglicherweise schon wieder zu spät, um noch günstig einsteigen zu können.
- „Kaufe bei Gerüchten, verkaufe bei Fakten“. Im Internet werden häufig gezielt Gerüchte und falsche Tatsachen zu Unternehmen verbreitet, um deren Aktienkurs zu beeinflussen. Für Anleger ist es extrem schwer zu überprüfen, ob an den Gerüchten „etwas dran“ ist. Anleger sollten sich deshalb nicht von der Gerüchteküche beeinflussen lassen und stattdessen ihr Depot langfristig ausrichten.
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