Wirtschaft/Börse: Summa Summarum
Euro-Krise: Hand aus Fleischwolf ziehen
Fleischwolf ist ein Terminus des Fleischerhandwerks. Bei den Fleischwolfautomaten ist Vorsicht geboten, damit die Hand des Metzgers nicht in die Maschine gerät und den Mann nachzieht. Der Terminus wird aber auch im Kreditgewerbe verwandt. Er beschreibt den Automatismus der entsteht, wenn jemandem Kredit gegeben wird und der Kreditgeber in Zugzwang gebracht wird, um weiteren Kredit zu geben mit dem Argument, dass für den Fall des Nichtgewährens die gesamte Kreditierung wertlos wird. Damit sind wir bei Griechenland. Offensichtlich wollen die Kreditgeber nicht mehr, da die Sanierungsauflagen nicht erfüllt sind und auf Zeit oder korrekter auf weitere Hilfen gespielt wird. Nach der Sommerpause dürfte den Griechen das Geld ausgehen und die Kreditgeber werden ihre Forderungen in den Kamin schreiben können. Was hier häufig nicht betrachtet wird sind die Forderungen der Bundesbank, nicht aus Darlehen, sondern aus nicht bezahlten Rechnungen der Griechen, die als Target-Forderungen ausgewiesen werden. Ein deutscher Maschinenbauer verkauft eine Maschine an einen griechischen Kunden, der die Maschine über einen Bankkredit finanziert und das Geld nach Deutschland überweist. Das Geld landet über die Hausbank des griechischen Kunden bei der griechischen Staatsbank, die es als Verbindlichkeit gegenüber der Bundesbank ausweist. Die Bundesbank bucht eine Forderung gegenüber der griechischen Staatsbank ein und überweist das Geld an die Hausbank des deutschen Maschinenbauers, die es dessen Konto gutschreibt. Lieferant und Endkunde sind im Reinen. Nicht aber die Volkswirtschaften. In der Bundesbankbilanz sind riesige Forderungen aufgelaufen gegenüber den ganzen Südländern, bei denen die Volkswirtschaften keine Exporte leisten, um die Importe aus Deutschland gütermäßig zu bezahlen, sie lassen anschreiben. Die Bundesbank kauft seit Wochen keine griechischen Staatsanleihen mehr. Auch sie will die Hand aus dem Fleischwolf ziehen. Bezüglich der Target-Forderungen wird das nicht gelingen können. Hier ist ein riesiges Abschreibungsvolumen oder anders formuliert, die Bundesbank ist überschuldet und damit die nächste Baustelle. Da der Bund kein Geld hat, wird wohl zu folgendem Bilanztrick gegriffen: Einbuchen von Ausgleichsforderungen gegenüber dem Bund. Für Anleger und Firmen stehen die Zeichen auf Sturm, der wohl bald losbricht, zuerst bei den Anlegern, denn die Auftragsbücher der Firmen sind noch voll. Für beide gilt aktuell, dass die Kassenpositionen hoch zu halten sind. Die Anleger sollten, wenn die durch Griechenland ausgelöste Wirtschaftskrise der Währungsunion eintritt, also überschlägig zum Jahresende, ein Engagement in Aktien prüfen. Aktuell sind die europäischen und insbesondere die deutschen Aktien hinsichtlich ihrer Dividendenrendite auf dem höchsten Stand gegenüber den Renditen von deutschen Bundesanleihen, die so gut wie keine Verzinsung mehr abwerfen, wodurch die ganze kapitalgedeckte Altersvorsorge über Lebensversicherungen ins Trudeln gerät oder gütermäßig formuliert: Die deutschen Rentner finanzieren die Renten der Südländer. Denkbar ist auch, dass das Verfassungsgericht nach der Sommerpause dem Fleischwolf zusätzlich den Stecker zieht mit der Begründung, dass die beiden Rettungsschirme gegen die No-Bailout-Klausel der europäischen Verträge verstoßen. Das wäre wohl der größte anzunehmende aber nicht unwahrscheinlichste Unfall mit erheblichen weltwirtschaftlichen Verwerfungen. Dass ein europäisches Gewitter aufzieht, signalisiert der Kurs des Euro, der gegenüber dem Dollar an Wert verliert. Ebenfalls der Preisverfall des Rohöls signalisiert diese Beunruhigung. Bei Gold hatten die niedrigen Zinsen seit 2001 zu kräftigen Preissteigerungen geführt, die in der Spitze zu Preisen von 1900 $ je Feinunze führten, heute liegt der Preis bei 1570 $, Tendenz sinkend. Alles spricht also für ein Comeback der Aktie, insbesondere der deutschen Aktie. Entscheidend ist nicht der regelmäßige Kauf, wie die Banken suggerieren, sondern der Einstiegszeitpunkt.
Wie immer am Schluss ein paar kritische und auch humoristische Börsenweisheiten:
„An der Börse machen Leute mit Erfahrung eine Menge Geld, und Leute mit einer Menge Geld machen Erfahrungen“, Philip Fisher, Spekulant.
„Das Geheimnis des Börsengeschäfts liegt darin, zu erkennen, was der Durchschnittsbürger glaubt, dass der Durchschnittsbürger tut“, Lord Keynes, Ökonom und Spekulant.
„Mit genug Insider-Informationen und einer Million Mark kann man schon nach einem Jahr ruiniert sein“, Warren Buffet, Altmeister der Spekulanten.
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