Börsentipps Juli 2012

Wirtschaft/Börse: Summa Summarum

Euro-Krisenstrategie: Privat Sachwerte, Unternehmen Liquidität

Letzten Monat hatten wir an dieser Stelle eindringlich vor Facebook gewarnt. Mittlerweile ist der Börsengang zum größten Flop der letzten Jahre geworden, den Anlegern fehlen gut 20 %, das soziale Netz hat nicht gehalten. Unsere Empfehlung Münchener Rück hat dagegen 5 % zugelegt, auch sind die Ausschüttungen mit einer Dividendenrendite über 6 % stabil, Facebook wird auf mittlere Sicht nicht ausschütten.

Anleger und Unternehmer werden von den sich ständig verschärfenden und in immer kürzeren Abständen ausgerufenen Rettungsbemühungen um den Euro kirre gemacht. Deren Fragestellung ist schlussendlich nicht, wie es mit dem Euro weitergeht, sondern wie sie ihr Vermögen retten bzw. ihr Unternehmen über Wasser halten, denn die Stimmung kippt. Die Anfang der letzten Woche veröffentlichten Ergebnisse der ZEW-Umfrage unter Finanzmarktexperten dürften Konjunkturoptimisten in Deutschland geerdet haben. Der kräftigste Einbruch seit mehr als 14 Jahren untermauert, wie sehr die angespannte Situation in der Peripherie der Eurozone auch die Perspektiven in den „gesünderen“ Kernländern belastet. Oder griffiger formuliert: Die, die unter den Schirm schlüpfen, werden immer mehr und die, die den Schirm halten, immer weniger. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Quesnay, der Leibarzt von Ludwig XV, hatte schon erkannt, dass sich die produzierten Güter selber ihre Nachfrage schaffen. Das ist heute zu einfach, Nachfrage wird durch die Druckmaschine geschaffen. Das Geld wird dadurch wertlos, sein Preis, der Zins, fällt schon teilweise ins Negative. So ist verständlich, dass die in Griechenland mitregierenden Sozialisten und gemäßigten Linken gar keine Regierungsmitglieder stellen, wobei sie sich die Finger schmutzig machen könnten, sondern auf eine unbelastete Ausgangsposition für die nächste Wahl vorbereiten. Samaras will öffentlichkeitswirksam diese Woche beim EU-Gipfel mit der EU über die Änderung der Verträge handeln, konkret geht es um ein weiteres Kreditpaket, von Privatisierung, Grundbuch und Steuererhebung kein Wort. Analysten der Deutschen Bank geben Griechenland noch drei Monate, Lagarde dem Euro nur noch ein Vierteljahr. Letzte Zuspitzung: Das Verfassungsgericht nimmt Gauck den Füller aus der Hand, als der das Gesetz zum Fiskalpakt und insbesondere zum Riesenschirm ESM zeichnen wollte. Insbesondere könnte das Verfassungsgericht sich kritisch zum ESM äußern, da hier eine Vergemeinschaftung von Schulden festgeschrieben wird.

Es gibt auf mittlere Sicht 4 Szenarien: 1. Der Euro funktioniert künftig: Ganz unwahrscheinlich. 2. Der Euro bricht zusammen: Zunehmend denkbar. 3. Die alte italienische Hoffnung (aber in Bezug von Nord- zu Süditalien) wird wahr: Der Norden subventioniert nachhaltig Südeuropa: Kaum wahrscheinlich. 4. Man wurstelt sich weiter durch: Wird so sein, aber das Verständnis in der Bevölkerung dafür nimmt ab und die Kapitalmärkte reagieren: So kann Spanien die hohen Zinsen kaum zahlen. Geht nachhaltig kaum.

Eine Währungsreform kommt also näher: Reduktion auf Kernländer oder Zerfall der gesamten Währungsunion.

Garantie des Autors: Kommt die D-Mark zurück, wird der Wechselkurs nicht mehr 1,95583 sein, sondern wesentlich weniger. Offizielle Begründung: Man will den Export nicht kaputt machen. Tatsächliche Begründung: Entschuldung des Staates. Der Markt wird aber für den deutschen Export DM nachfragen, so dass der Kurs der neuen DM zu anderen Währungen wieder steigt. Nur der Sparer wurde enteignet, er zahlt die Zeche der Griechen, Spanier und so weiter. Also umsonst gearbeitet.

Soll man heute in Betongold gehen? Denn es liegt auf der Hand: Auch nach einer Währungsreform steht das Haus noch und die Schulden mindern sich durch Inflation und Währungsreform.

Betongold besteht aus Grund und Boden und Aufbauten. Die Aufbauten gehen kaputt, so dass es nicht wundert, dass sich die Immobilienpreise – von Sondereinflüssen wie München abgesehen – eben nicht ständig nach oben bewegen, sondern genau in die andere Richtung. Die schrumpfende Bevölkerung kommt hinzu. Was daher wichtig ist, sind die Mieteinnahmen. Da eine Währungsreform die Wirtschaft stört, kommen auch die Mieteinnahmen unter die Räder (Konkurse, Arbeitsplatzverluste, steigende Zinsen). Die Preise haben sich für einen Einstieg schon zu weit nach oben entwickelt.

Gold bringt keine Zinsen, schützt aber gegen eine Währungsreform. Das haben einige oder besser ganz, ganz viele schon vor Jahren erkannt. Kein Wunder, dass der Preis in den letzten 10 Jahren enorm gestiegen ist, die fehlenden Zinsen bemerkt werden und da die Währungsreform bisher ausgeblieben ist, die Richtung des Goldpreises heute offen ist.

Bonds, und hier sollte man ausschließlich auf Unternehmensanleihen setzen, von erstklassigen Schuldnern sind relativ sicher, jedoch macht die Zentralbank die Zinsen kaputt. Eine 4 vor dem Komma ist schon selten zu erreichen, so dass die Inflation nach Steuern auf Sicht jedoch knapp kompensiert werden kann.

Aktien, also Produktivvermögen, sind der beste Schutz gegen Inflation und Währungsreform. Der Einstiegszeitpunkt ist aber wichtig. Momentan geht es nach Südwärtsbewegungen nach Süden, so dass für den DAX 6.000 wieder in Reichweite kommen. Wenn die Unsicherheit wieder steigt, dann dürfte der DAX viel tiefer gehen. Wenn die Kanonen donnern, also die Währungsreform ansteht, dann einsteigen.

Quintessenz für den kirren Anleger: Pulver mit Bonds und Festgeld trocken halten und kurz vor dem großen Knall in unterbewertete Qualitätsaktien aus der ersten Reihe mit hoher Dividendenrendite.

Was sind die Normstrategien für den Unternehmenssektor? Der Rest von Europa hat Probleme, die großen Volkswirtschaften USA und China ebenfalls, so dass von dort keine Nachfragebelebung zu erwarten ist. Die Banken werden wegen den erhöhten Eigenkapitalvorschriften und den sich auftürmenden Risiken aus der Staatsfinanzierung die Kreditvergabe einschränken, so dass Eigenkapital und Liquidität gefragt sind. In der Krise liegen Überkapazitäten vor, so dass hinsichtlich der Preispolitik Preissenkungen der falsche Weg sind, da die Nachfrage sowieso zurück geht. Die Preise müssen durch Marketing, Service und Angebotsmanagement hoch gehalten werden. Bei mittelständischen Unternehmen ist auch die Rechtsform zu prüfen. Mit der Mischform der GmbH & Co. KG wird eine Haftungsbeschränkung und die hohe steuerliche Flexibilität einer Personengesellschaft erreicht, auch kann man hier durch Gestaltungen die Offenlegung der Rechnungslegung vermeiden.

Mal ansehen: Langweiler Deutsche Post, Logistik läuft aber auch in der Krise, KGV knapp über 10 und DivRendite gut 5 %. Hochprozenter für den etwas risikofreudigen Anleger: Air Berlin, 2011/14 und RENA, 2010/15, beide mit einer Rendite von 12 %. Air Berlin hat einen Großgesellschafter an Land gezogen und die RENA, die Maschinen für die angeschlagene Solarindustrie produziert, diversifiziert stark und ist wohl gut aufgestellt. Beide Anleihen sind den kleinen Mittelstandsanleihen in jedem Fall vorzuziehen. Wer sicher gehen will, muss auf Rendite zwischen 3 % und 3,5 % setzen.

Wie immer am Schluss ein paar kritische Börsenweisheiten, diesmal wieder von Altmeister Kostolany persönlich:

“Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sich auch nicht, wenn sie steigen.”

“Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.”

“Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nie nachlaufen. Nur Geduld: Die nächste kommt mit Sicherheit.”

Sind Sie hinsichtlich Ihrer Vermögensdispositionen und Altersvorsorge unsicher, lassen Sie sich von uns beraten. Für ein unverbindliches erstes Beratungsgespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Wollen Sie Ihr Unternehmen gegen die rückläufige Konjunktur und die anstehende Systemkrise sturmfest machen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf.