Wirtschaft/Börse: Summa Summarum
Allianz/Mittelstand vs. Facebook: Allianz hat gerade ein KGV von knapp 7 und eine Dividendenrendite von gut 6 %, im Mittelstand wird eine Eigenkapitalrendite von 25 % erwartet, was einem KGV von 4 entspricht, auch erwirtschaftet und ein Teil hiervon ausgeschüttet. Facebook hat bei Emission ein KGV von gut 110, Gewinnausschüttungen erfolgen, wenn überhaupt, irgendwann. Facebook startete mit 38 $ und säuft langsam ab, heute liegt der Kurs bei 31 $ mit eindeutiger Tendenz nach Süden. Zeitgenossen erinnern sich genüsslich oder mit Schrecken an die Dotcom-Blase von Anfang 2000. Offensichtlich sind Facebook-Aktien nichts für ein Normalo-Depot und auch nicht geeignet, Ruhe ins Depot zu bringen, denn der Anleger fürchtet zu Recht, dass Sparer zugunsten der Schuldner leiden werden. Womit wir in Europa wären. Vorweg aber zum basierenden politischen Demokratieproblem. Der Liberalismus verspricht nichts, sondern legt das Schicksal des Einzelnen in dessen Hände. Der Sozialismus nimmt dem Einzelnen alle Sorgen und verspricht ihm Wohlstand ohne individuelles Arbeitsleid. Klar, dass die Liberalen bei den Wahlen ein Problem haben und klar, dass Hollande sich gegen Sarkozy durchgesetzt hat, Kraft vs. Röttgen ist ein Sonderfall. Setzen die Liberalen auf die Primärverteilung, setzen die Sozialisten auf x Umverteilungen. Griechenland ist ein Paradebeispiel: Auf der einen Seite wollen 70 % der Bevölkerung im Euro bleiben, gleichzeitig gewinnen die Ultralinken an Zulauf, so dass der Euroaustritt immer näher kommt. Klar, dass es eine Parallelwährung geben wird. Das wird der Euro sein. Es wird doch kein Öllieferant die neue Drachme in Zahlung nehmen. Klar ist auch, dass nach den Abschreibungen der deutschen Forderungen über 80 Mrd. € weiter Geld nach Athen fließt. Lässt man Griechenland absaufen, bricht die öffentliche Ordnung zusammen und es wird eine Fluchtwelle einsetzen, so dass wir auch bei dieser Konstellation zahlen. Bei den Eurobonds zeigt sich auch ein Nachgeben von Merkel. Man will über diese europäische „Infrastrukturprojekte“ finanzieren. Merkel und Hollande wollen gemeinsam nicht nur sparen, sondern auch die Wirtschaft beleben. Der liberale Merkel-Ansatz setzt, an der unbequemen Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch Abbau entsprechender Hindernisse analog Schröders erfolgreicher Agenda 2010 an, Schröder wurde und Merkel wird im nächsten Jahr abgewählt. Hollande will die Krise mit mehr Geld bekämpfen und gleichzeitig mehr sparen. Wie das gehen soll ist unklar, aber die versprochenen Wahlgeschenke müssen geliefert werden. Der vorzeitige Abzug aus Afghanistan lässt die geforderte Solidarität grüßen. Das alles ist kein gutes Umfeld für den Kapitalmarkt. Mit der Gelddruckpolitik der EZB kann es sich der Bund aktuell leisten, Geld zum Nullzins aufzunehmen. Über unsere Lebensversicherungen werden wir die Zeche mitzahlen. Der Anleger sollte zunächst im Geld bleiben. Wie Spanien und Portugal zeigen, werden die Zinsen steigen. Steigen die Zinsen, sinken die Aktien und auch die Bonds. Die Griechenlandwahlen sollte man abwarten und auch die französischen Parlamentswahlen. Die europäischen Aktien dürften auf Sicht nach unten gehen. Den Dollar kann man zum Jahresende mit anderen bei 1,10 sehen. Kann man bis August nicht warten, bieten sich Dollar-Unternehmensanleihen an wie von Alcoa oder Bank of America, die bei 4 Jahren rd. 4 % plus eventuelle Währungsgewinne bringen, wenn man heute bei 1,26 einsteigt und zum Jahresende bei den 1,10 wieder aussteigt. Ansonsten bieten deutsche Aktien bereits gute Chancen, Allianz wurde genannt und auch der weniger schwankungsanfällige Rückversicherer Münchener Rück, Buffets Liebling, ist für ein Normalo-Depot hoch interessant: KGV unter 7 und Dividendenrendite über 6, was will man mehr?
Wie immer am Schluss ein paar kritische Börsenweisheiten, diesmal von Altmeister Kostolany persönlich:
“Ich empfehle meinen Lesern nicht nur, nicht an dem Treiben am Neuen Markt teilzunehmen. Nein, ich verbiete es ihnen. Alles wird mit einem fürchterlichen Krach enden.” Ob er hiermit schon Facebook meinte?
„Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten, kühnen Piloten.“ Mit den alten Piloten meinte er wohl den Normalo-Anleger.
„Gewinnen kann man, verlieren kann man, aber zurückgewinnen: unmöglich.“ Oder schlichter: Was weg ist, ist weg.
Sind Sie hinsichtlich Ihrer Vermögensdispositionen und Altersvorsorge unsicher, lassen Sie sich von uns beraten. Für ein unverbindliches erstes Beratungsgespräch stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.